Sex sells – auch nicht immer

Media-Analyzer, eine deutsche Agentur für Werbewirkungsforschung, hat sich angesehen, ob Sex in Anzeigen tatsächlich verkauft. Die Ergebnisse belegen so manches, was man immer wieder dazu hört.
Ganz simpel zusammengefasst:

  • Sex wirkt primär bei Männern.
  • Wenn Frauen die Zielgruppe sind, heißt es: besser die Finger davon lassen.
  • Die sexuellen Botschaften lenken sehr oft von den anderen Inhalten ab (Vampir-Effekt).
  • Sehr oft kann die sexuelle Karte das Image einer Marke oder eines Unternehmens nachhaltig schädigen.

Dazu drei kritische Beispiele:

  • Gerade im Guerilla Marketing setzen Unternehmen oft sexuelle Aktionen ein, um zu provozieren. Das passt nicht für jedes Unternehmen und kann sehr unangenehme Folgen haben, wie etwa für Vodafone: Das Unternehmen schickte bei einem Rugby-Spiel in Australien zwei Flitzer auf den Rasen und handelte sich damit viel Ärger ein.
  • Die Körperpflege-Linie CD startet jetzt mit einer provozierenden TV-Kampagne: Der Spot startet wenig spektakulär mit einer duschenden Frau, die sich dann allerdings als Nonne entpuppt. Momentane Aufregung ist damit garantiert, der langfristigen Markenpositionierung ist dieser Spot aber nicht förderlich. Denn: Bei nicht ganz so jungen Kundinnen hat CD sicher noch eine hohe Markenbekanntheit – gerade die werden mit dieser Werbekampagne aber wenig Freude haben.
  • Immer wieder frage ich mich auch, wen eigentlich Humanic mit der eigenen Werbung in die Geschäfte locken möchte. Sorry, aber diese Spots animieren mich als Frau nicht wirklich dazu, dort Schuhe zu kaufen. So manche Kampagne wird anscheinend von männlichen Werbern für männliche Entscheider in Unternehmen umgesetzt.

> Mehr dazu:
MediaAnalyzer
Flitzer-Aktion von Vodafone
CD-Spot bei Horizont.net

Warum Werbeagenturen für integrierte Kommunikation plädieren

Die Spendings für klassische Werbung sind rückläufig, war im letzten Beitrag auf K2 zu lesen. Und wie reagieren Kommunikationsdienstleister darauf? Die deutsche Branchenzeitung Horizont schreibt dazu in der letzten Ausgabe vom 5. Juni 2008, dass Agenturen vermehrt neue Pfade zu den Zielgruppen suchen. Die Scholz & Friends Group etwa verdankt nur noch 34 Prozent ihrer Umsätze klassischer Werbung, vor vier Jahren waren es noch 54 Prozent.
Das Schlagwort heißt also wieder mal integrierte Kommunikation. Seit Jahren geistert der Begriff schon durch die Branche und mir fehlt bis heute der Glaube daran. Welche Werbeagentur versteht wirklich schon etwas von Medienarbeit? Und welche PR-Agentur ist wirklich Profi für New-Media-Projekte? Meist wird das Thema ohnehin durch eigene Agenturen oder Units innerhalb einer Gruppe gelöst – und das heißt dann erst recht, dass von unterschiedlichen Teams klar abgegrenzte Projekte realisiert werden. Was mit klingenden Begriffen wie „orchestriert“ und „360 Grad“ beschrieben wird, hält in der Umsetzung oft nicht Stand.
Ich denke, dass das integrierte Denken meist besser beim Kommunikations-Team des Kunden angesiedelt ist: Dort fließen unterschiedliche Wege zu einem gemeinsamen Ziel zusammen. Am anderen Ende sorgen echte Spezialisten dafür, dass das auch professionell geschieht.
Wahrscheinlich verdanken wir diese Integrations-Idee primär findigen Werbeagenturen, die einfach ihr Geschäftsfeld erweitern wollen.

Slogans 2008: nachhaltig, exklusiv, komplex

Slogans.de und Trendbüro untersuchten zum zweiten Mal die Werbesprache. An die 6.000 neue Werbeslogans seit dem Jahr 2000 wurden untersucht und daraus Trends für die Werbung abgelesen. Die sind gar nicht so eindeutig auszumachen, sondern sehr vielschichtig.
Ein wichtiges Thema ist das neue grüne Bewusstsein kombiniert mit dem Faktor „Nachhaltigkeit“. Viele Slogans wollen auch klare Orientierung geben – und damit bei der überfordernden Wahlfreiheit unserer Konsumwelt helfen. Die Studie sieht auch eine Abkehr vom Billigtrend, hin zum Wunsch nach hochwertigen Produkten. Dies zeigt sich bei Worten wie „Qualität“, „Erfolg“, „Service“, „Kompetenz“, „Tradition“, „Erfahrung“, „mehr“, „spezialisiert“ und „excellence“. Auch „gut“ und die Steigerung „besser“ kommen häufig vor (siehe dazu auch einen Beitrag auf K2).
Schließlich wird in Werbebotschaften immer häufiger das Thema „Gemeinschaft“ angesprochen. Durch Worte wie „wir“, „zusammen“, „Team“ oder „für uns“ wird ein Zugehörigkeitsgefühl und eine Identifikation mit der Marke ermöglicht.
> Mehr Infos
PR-Portal

Kommunikations-Profis sind großteils Einzelkämpfer

Der Trend geht hin zu Ein-Personen-Unternehmen (EPU) – in der Kommunikation ebenso wie in anderen Branchen: EPUs sind eindeutig die am stärksten wachsende Gruppe unter Österreichs Unternehmern.
In Wien bestehen derzeit 54 % der Kommunikations-Unternehmen nur aus dem Chef persönlich. Dies geht aus einer Studie hervor, die die Österreichische Werbewissenschaftliche Gesellschaft gemeinsam mit der Fachgruppe Werbung & Marktkommunikation der Wirtschaftskammer Wien herausgegeben hat.
Frauen sind häufiger als Einzelunternehmerinnen aktiv als Männer. Den höchsten Anteil an EPUs gibt es bei Werbegestaltern mit 72 Prozent, gefolgt von den PR-Beratern mit 60 Prozent.
Mehr bei der Studie Kommunikationsstandort Wien. Dort finden sich auch Informationen zu typischen Honoraren bei Werbeagenturen, PR-Agenturen und Werbegestaltern.

Prospekte nach Wunsch im Postfach

Diese Geschäftsidee gefällt mir: Bei www.alleProspekte.at stellt man sich selbst eine Liste von Prospekten zusammen, die man gerne im Postfach hätte. Einmal, drei Monate lang oder bis auf weiteres. Also Opt-In für Print-Werbung. So wird der Konsument erreicht, wenn er sein Werbe-Fenster auch offen hat. Das minimiert Streuverluste für Werbetreibende und maximimiert Akzeptanz und Wirkung (die gerade vor Weihnachten zumindest bei mir sehr stark leiden).
Start ist im Jänner 2008. Unternehmen, die mitmachen möchten, können sich bereits jetzt eintragen.
Initiatoren sind Michael Straberger, DMVÖ-Präsident und Walter C. Huber, bei IBM bisher weltweit für End User Services zuständig.

Noch mehr neue Hochglanz-Magazine

Unternehmen gehen immer häufiger unter die Verleger. Ressourcenmäßig gut ausgestattet wetteifert so manches Corporate Publishing-Produkt mit den klassischen Magazinnen. Die Telekom Austria gibt schon seit einigen Jahren das Magazin .copy heraus, gewinnt damit regelmäßig Preise und poliert erfolgreich das eigene Image auf, gerade auch, weil der Konnex zum Unternehmen sehr im Hintergrund gehalten wird.
Jetzt mischt sich auch Red Bull unter die Verleger. Klingende Namen von Christian Seiler bis Robert Buchacher zücken für das Red Bulletin die Feder, bei dem der journalistische Kontext weit vordergründiger als Werbeplattform für das Produkt genutzt wird. Der Falter hat gezählt: Der Name Red Bull kommt auf den 100 Seiten der ersten Ausgabe 180 Mal vor. Diese unscharfe Trennung ist problematisch und ich frage mich, ob das Publikum das annimmt.
Ja, und noch ein Titel für die Top-Liga unter den Frauen-Magazinen: Nach 1st und Madonna geht diesen Herbst jetzt auch material girl an den Start. Erfinder sind plastic media, die Herausgeber von „Indie„, das bürgt für einen etwas anderen Zugang zum Thema.

Was Werber laut Werbern lesen sollten

Kotler, Ogilvy und Pricken muss ein echter Werber gelesen haben. Das ergibt zumindest eine Befragung des Bestsellers unter österreichischen Werbern und Marketern.
Die Top 3 der unverzichtbaren Werbe- und Marketing-Bücher sind demnach:
Philip Kotler, Kevin Lane Keller und Friedhelm Bliemel. Marketing-Management. Analyse, Planung und Verwirklichung.
David Ogilvy. Geständnisse eines Werbemannes.
Mario Pricken. Kribbeln im Kopf. Kreativitätstechniken & Braintools für Werbung und Design.
Aus Texter-Perspektive gebe ich zum Top-3-Titel auf jeden Fall mein uneingeschränktes Jahr: Hilft tatsächlich sehr für mehr Kribbeln bei der Arbeit!
Auf den Plätzen folgen noch Al Ries, Jean Aebi, Christian Mikunda, Harald Fidler, Frédéric Beigbeder und sogar noch Hans Domizlaff.
Mehr dazu in der Print-Ausgabe des Bestsellers 7+8/2007.

Deutscher Werbekongress: „Geist ist geil – nicht Geiz ist geil“

300 Werbeprofis diskutierten beim deutschen Werbekongress dwk 2007 über die Entwicklung der Medienbranche und die Chancen der Digitalisierung. Die Experten waren sich über vieles einig, was wir ohnehin jeden Tag erleben: „Reale und virtuelle Welt wachsen immer mehr zusammen.“
So mancher TV-Vertreter versprühte allerdings Optimismus, den ich nicht teilen kann. So zeigen Zahlen zur Mediennutzung etwa eindeutig, dass die Zeit im Internet großteils auf Kosten des Fernsehens geht. Dennoch hält Andrea Malgara, Geschäftsführer SevenOne Media GmbH, die Rolle des Fernsehens nicht für gefährdet: „Das Fernsehen bleibt auch künftig unersetzlich, denn es bietet Familien die wichtige Möglichkeit, sich einmal am Tage quasi am Kamin zu treffen.“
Interessant die Position des Trendforschers Andreas Steinle vom Hamburger Zukunftsinstitut: „Geist ist geil – nicht Geiz ist geil“. Menschen würden „lernen, wissen und sich vernetzen“. Steinle: „Vor uns liegt ein hyper-moralisches Zeitalter. Ein Megatrend ist die Neo-Ökologie, die Menschen werden sinnvoller konsumieren.“ Das Internet werde die Menschen zu neuem sozialen Verhalten führen, zu neuem Einkaufsverhalten, bei dem mobile Medien wie das Handy eine große Rolle spielen.
Quelle: prportal.de

Urheberrecht: Schon einige Sekunden können teuer werden

Beim Urheberrecht lohnt es sich, sorgfältig zu sein, wie zwei Beispiele aus der politischen Werbung zeigen:

1.
Das BZÖ zeigte auf der Partei-Website ein Video, in dem sieben Sekunden einer TV-Dokumentation zu sehen war. Der Produzent Georg Riha wehrte sich zu Recht, wie der Oberste Gerichtshof entschied.

2.
Die FPÖ zeigte in einem Inserat ein Foto von vier Frauen mit Kopftuch, die der Veröffentlichung nicht zugestimmt hatten.

Mehr dazu bei PRVA-News

Adbusters: hinter der Fassade der Werbung

Die Media Foundation aus Kanada schaut hinter die Fassade der Werbung und nützt im Magazin Adbusters deren eigene Methoden für eine pointierte Kritik: Da saugen Babys bereits mit der Muttermilch Marken-Fetischismus ein und die Umwelt ist vollgepflastert mit Marken-Bildern.
Tatsächlich lohnt es sich zu fragen: Was bewirkt das, wenn wir tagtäglich in Radio, TV, Internet, Zeitungen usw. unzähligen Werbebotschaften (= Imperativen zum Kauf) ausgesetzt sind? Wir definieren uns zunehmend über unseren Konsum. Gerade in der Zeit vor Weihnachten wird das auf eine extreme Spitze getrieben: Wenn zum stillsten Fest des Jahres Espresso-Maschine, neuestes Handy und Multimedia-PC unterm Christbaum liegen müssen, dann läuft irgendetwas ziemlich verkehrt.
Die Media Foundation setzt dem konkrete Aktionen entgegen: wie z.B. den „Buy Nothing Day“ und die „TV Turnoff Week„.