Web-Video: Die richtige Fragen für das richtige Format

Bewegtbild und Storytelling sind derzeit zwei zentrale Themen in der Kommunikation. Beide stehen im Fokus von Storydriver, eines neuen Projektes gemeinsam mit meiner Kollegin Johanna Kriks.
Video-TrainingYouTube hat die Bandbreite dessen, was wir gerne als Bewegtbild sehen wollen, ziemlich erweitert. Ein Video kann aus einem Moment heraus entstehen, aber es braucht ein Konzept und das richtige Handwerk, um diese Idee so zeigen, dass auch andere das sehen möchten. Daher beschäftigen wir uns mit dem Thema Video derzeit auf der praktischen Seite besonders intensiv. Beim Filmemacher Stuart Jolley machen wir gerade eine Allround-Ausbildung zum Thema Video: Konzept und Storyboard, Ausrüstung, Filmtechniken, Filmen in der Praxis und Schnitt. Das ist spannend und macht echt Spaß!
YouTube – zweitgrößte Suchmaschine der Welt
Natürlich halten wir auch die Ohren zum Thema Bewegtbild noch mehr offen. Spannend war letzte Woche der Video-Workshop von Meral Akin-Hecke, Judith Denkmayr und Daniela Kraus beim Journalistinnenkongress in Wien. In zwei Stunden schafften die drei einen Schnelldurchlauf durch einige Jump-Start-Tools und einen interessanten Querschnitt mit aktuellen Fakten zum Thema Video: Weltweit ist YouTube heute die zweitgrößte Suchmaschine der Welt, in Österreich wird das Videoportal von 84 % aller Menschen genutzt. Sehr viel Traffic entsteht über die Suche und nicht über Direktaufrufe, das sieht man auch beim Ranking der meistbesuchten Channels in Österreich – hier finden sich derzeit Namen wie Vienna (Tourismusverband), agropictures, VOLNews (Vorarlberg Online), splashline, A1 und Samsung.
Eigene Formate für YouTube
„Videopunk“ Markus Hündgen war beim Journalistinnenkongress via Skype dabei. Schon alleine aufgrund des deutschen Webvideopreises, den er initiiert hat, sieht er jedes Jahr Tausende Videos. Er hat einen guten Überblick, was auf YouTube funktioniert und was nicht. Let’s-Play- und Katzenvideos sehen sich viele ausführlich an. Für vieles andere werden nicht einmal zwei oder drei Minuten investiert. Denn interessant ist: Viele journalistische Formate, die im Fernsehen ein breites Publikum finden, fallen auf YouTube schlicht durch. Die Frage nach der richtigen Länge ist damit weniger entscheidend, als die nach dem richtigen Format und dem Aufbau an Reichweite sowie der Fanbase. Hier ist YouTube im Vergleich zum zeitgeistigen Projekt Vimeo derzeit im Vorteil.
Die richtigen Fragen stellen
Schon einige Tage davor war Michael Stevens bei der TEDxVienna zu Gast. Mit seinem YouTube-Kanal Vsauce geht er populärwissenschaftlichen Fragen auf den Grund. Den ZuhörerInnen bei der TEDxVienna verriet er, warum das schon mehr als fünf Millionen Abonennten interessiert. Eine Frage wie „Warum ist der Himmel blau?“ kann man nach etwas Recherche in Sachen Physik direkt und sachlich beantworten. Man kann sich aber auch interessante Fragen im Umfeld stellen – und kommt dann schnell zu den blauen Augen sowie vielen anderen Entdeckungen, die bei einer viel breiteren Zielgruppe ein echtes „Wow“ auslösen.
> Einige Links zu Web-Video, YouTube und Vimeo
Creator Playbook von YouTube 
YouTube Trends: die beliebtesten und am häufigsten geteilten Videos (auch nach Regionen)
Vimeo-Videoschule: einige Basics zum Filmen

Österreichs Journalistinnen nutzen Social Media intensiv – Studie zum Journalistinnenkongress

Beim 15. Journalistinnenkongress letzte Woche in Wien fand ich zwei Slots besonders interessant:

  • den Video-Workshop mit Daniela Kraus (forum journalismus und medien wien), Meral Akin-Hecke (Digitalks) und Judith Denkmayr (Digital Affairs) – demnächst auf diesem Blog mehr dazu
  • und die Präsentation der Kongress-Studie zum Thema Social Media

91% nutzen Facebook beruflich
Julia Juster von der Donau Universität Krems untersuchte in ihrer Erhebung, wie Social Media von Journalistinnen in Österreich heute genutzt werden. Insgesamt nahmen 298 Frauen teil – 91 % davon verwenden Facebook bereits beruflich. Die Nutzerinnen sehen positive Effekte wie Inspiration, Kontaktpflege und rasche Recherche-Möglichkeiten, aber ebenso negative wie den zunehmenden Zeit- und Konkurrenzdruck.

Für jene, die Facebook (noch) nicht einsetzen, spielen folgende Faktoren eine wichtige Rolle:  Datenschutz, Glaubwürdigkeit der Quellen, Zeitbedarf, die Freigabe persönlicher Daten und die Präferenz für persönliche Kontakte.
Neben Facebook wird vor allem Twitter (Kontaktpflege!) genutzt. Auf das Einkommen wirkt sich die Verwendung von Social Media allerdings nicht positiv aus.
95 % der Frauen gehen davon aus, dass Social Media künftig noch intensiver beruflich genutzt werden: für Themenfindung, Feedback, Kontakte und Personal PR.
Mehr dazu
Studie: Social Media & Journalistinnen: Bedeutung. Nutzung
Beitrag zur Studie bei Horizont
Nachlese zum Journalistinnenkongress (demnächst)

European Communication Monitor: Lücke zwischen Einschätzung und Umsetzung bei Social Media

Seit 2007 untersucht der European Communication Monitor, was die PR- und Kommunikationsbranche in Europa so umtreibt. Das wird mit jedem Jahr interessanter, weil sich mittlerweile Entwicklungen über den Zeitverlauf ablesen lassen. Zur Österreich-Präsentation 2013 kam Ansgar Zerfaß diese Woche nach Wien. Die Ergebnisse vom Initiator selbst zu hören fand anscheinend nicht nur ich interessant.
PR- und Kommunikationsspezialisten: Bewusstsein versus Realität
Es gibt einige spezifische Resultate für unser Land, die durchaus spannend sind. So werden etwa die kommunikativen Skills des Geschäftsführers oder CEO für den Erfolg eines Unternehmens deutlich höher als in anderen Ländern Europas eingeschätzt. Insgesamt gibt es in Österreich ein hohes Bewusstsein dafür, wie Kommunikation und in zunehmenden Maß Social Media das Bild einer Organisation beeinflussen. Diese Wahrnehmung setzt sich aber in weit geringerem Ausmaß in adäquaten Strategien und Konzepten um.

Dies zeigt sich deutlich bei den beiden wichtigsten Social-Media-Kanälen: Für 73% der Kommunikationsprofis in Österreich haben Social Networks eine sehr hohe Bedeutung, weniger als die Hälfte hat solche Kanäle aber implementiert. Ebenso messen 67% Online-Videos einen wichtigen Stellenwert bei, nur 43% nutzen sie.
Unterschiede im DACH-Raum
Social Networks (Facebook & Co.) und Online-Videos (YouTube) liegen damit in Österreich klar an der Spitze. Mobile Web und Apps mit 54% und Microblogs (Twitter) mit 50% haben zwar einen höheren Stellenwert als in Deutschland und in der Schweiz, folgen aber schon deutlich dahinter. Der Ländervergleich im DACH-Raum zeigt: Die Einschätzungen zwischen Deutschland, Schweiz und Österreich unterscheiden sich oft. Ein Blick auf die deutsche Spalte bei internationalen Studien, die Österreich nicht gesondert ausweisen, kann daher in die Irre führen.
Strategische PR- und Kommunikationsthemen
Interessant beim ECM ist auch die europaweite Entwicklung der wichtigsten Kommunikationsthemen. Seit drei Jahren liegen hier die zwei gleichen Issues an der Spitze: die Verbindung von Unternehmens- und Kommunikationszielen sowie der Umgang mit den neuen digitalen Medien. Bei Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility geht die Kurve jetzt deutlich nach unten. Für Ansgar Zerfaß sind diese Themen gelöst und finden sich deshalb nicht mehr auf der Top-Agenda: „Die strategisch wichtigen Themen sind jene, die noch nicht gelöst sind. CSR ist mittlerweile nicht mehr neu und wird jetzt einfach umgesetzt. Ganz ähnlich wie Pressearbeit. Dafür wird viel Geld ausgegeben, aber sie steht nicht auf der Liste.“

> Mehr Information
Folien mit internationalen Ergebnissen des ECM 2013 (PDF in Englisch)
Folien mit den Österreich-Ergebnissen des ECM 2013 (PDF in Englisch)
Beitrag zu den Österreich-Ergebnissen bei Observer

Direct und Digital Marketing: von einer Kampagne zur nächsten

Auf der dmexco in Köln werden heute und morgen die Trends im Digital Marketing diskutiert. In Österreich stand letzte Woche die Insight Arena des DMVÖ (Direct Marketing Verband Österreich) am Programm.  Auch hier war die Aufmerksamkeit ausgiebig bei den Online-Kanälen.
Markenaufbau im (Social) Web
Interessant war etwa der Use Case zu Netzclub in Deutschland. Telefónica verzichtet für diesen werbefinanzierten Tarif völlig auf Print- oder TV-Werbung. Der Markenaufbau und die Bewerbung erfolgen komplett online – wie etwa mit der Social-Game-Kampagne Rrringo, die vi knallgrau realisierte.
Ambivalente Findings zu Mailings
Marketagent stellte die frischen Ergebnisse des Direct Media Reports 2013 vor. Interessant war, so manches Ergebnis zu vergleichen: Mehr als die Hälfte der E-Mail-Newsletter werden ungelesen gelöscht und das Ausmaß der Prospekte jede Woche nervt. Andererseits ist die Loyalität zu beiden Tools recht hoch: Beide würden stark vermisst werden, würde man sie nicht mehr erhalten. Sie sind Trash und interessanter Content zugleich! Bei der Glaubwürdigkeit punkten Direct Mail und Prospekt eindeutig gegenüber Social Media und Mobile Marketing – physische Medien werden als vertrauenswürdiger eingeschätzt.
Der richtige Ton für B2B-Kommunikation
René Eugstair von der Schweizer Agentur am Flughafen präsentierte 12 Strategien für die B2B-Kommunikation. Vieles war nicht wirklich neu, aber es schadet auch nicht, als Marketer einmal offen zu sagen: „Schweigen Sie, wenn Sie nichts zu sagen haben. Da hilft auch Kreativität nicht. Etwas Nichtssagendes lässt sich nicht auf den Punkt bringen.“
Digital Marketing: Transfer Messages into Stories
Zum Schluss gab es eine Keynote von Alvaro Cabrera von OgilvyOne in New York. Auch internationale Profis kochen nur mit Wasser, denkt man sich, wenn die Kernbotschaft heute heißen soll: „Give customers what they want.“ Und große Kreativ-Unternehmen müssen offenbar einen großen Teil ihrer Aufmerksamkeit in ihre eigene Organisation investieren.
Interessant war auf jeden Fall die Case-Study von British Airways in den USA: Ogilvy versuchte erfolglos unterschiedliche Online-Kampagnen mit Angebots-Bannern und Google-Adwords, um den Umsatz anzukurbeln – und fand dann doch die richtige Lösung für DIE zentrale Frage in den USA: „Where is the money?“ Mit einer Storytelling-Kampagne werden gezielt Expatriates aus Indien angesprochen. Dazu wurde als zentrales Element ein emotional bewegendes Video gedreht, bei dem ein Inder mit seiner Mutter zusammentrifft – also bewusst eine Kurzdokumentation via Bewegtbild statt einer klassischen Werbekampagne. Begleitende Maßnahmen in Paid Media gab es aus Budget-Gründen nicht. Das YouTube-Video und die Social-Media-Aktivitäten reichten für den Erfolg – und einen Anstieg der Transatlantik-Flüge – aus.
Insgesamt gab es viele interessante Kampagnen zu sehen. Die Direkt-Marketer hier und anderswo lassen sich viel Kreatives einfallen. Aber dieses Kampagnen-Denken ist in Zeiten von Social Media eine ambivalente Sache: Auf der einen Seite die Kurzläufer-Kampagnen, die kurzfristig einen Hype inszenieren. Dort das Social Web und die Web-Präsenz, die immer on air sind.
> Mehr Information
dmexco: Die sieben wichtigsten Trends im digitalen Marketing
Digital Storytelling: „Visit Mum“ von British Airways

YouTube & Online-Videos: Die Auswirkungen auf Journalismus und PR

Professor Ansgar Zerfaß von der Universität Leipzig untersuchte in einer ersten grundlegenden Studie, wie Online-Bewegtbilder von Journalisten und PR-Fachleuten genutzt werden. Wichtigstes Ergebnis: Beide Kommunikatoren sind Vorreiter bei der Video-Nutzung im Internet, wobei bereits 60 Prozent der Journalisten mit Bewegtbildern arbeiten, aber nur 40 Prozent der PR-Profis.

Interessante Unterschiede gibt es bei der Themen-Präferenz: Journalisten nutzen Webvideos primär für „weiche“ Themen wie Sport und Zeitgeschehen, PR-Fachleute vor allem für den Komplex „Technik/Wirtschaft/Innovation“.
Die Vorteile von Webvideos sehen beide Gruppen ähnlich: Journalisten und PR-Fachleute sind gleichermaßen überzeugt, dass sich mit Videos die Realität/Wirklichkeit besser abbilden lässt. Demgegenüber sind beide der Meinung, dass sich bei Texten Inhalte besser bearbeiten lassen.
Redaktionen suchen Bewegbild-Content zunächst auf der Presse-Website eines Unternehmens. Daneben auch auf Recherche-Plattformen für die Presse und auf Videoportalen wie YouTube. Jeder dritte Journalist tut dies bereits täglich.
PR-Profis sehen die größten Potenziale für Bewegtbild in den Bereichen Corporate Publishing (Imagefilme), für die Medienarbeit und in der Web2.0-Kommunikation (YouTube-Clips).

> Mehr dazu:
Bewegtbildstudie Universität Leipzig
Medianet: Web-Videos: Schnelligkeit zu Lasten der Qualität?
Comscore: Meistbesuchte Online-Videoportale in Deutschland
Nachtrag:
Upload zum Wettlauf zwischen YouTube, Yahoo, Facebook & Co.

Bewegtbilder im Internet: Status Quo in Österreich kurz vor der Euro

Bewegtbilder wurden als einer der Online-Trends des Jahres angekündigt. Rechtzeitig zur Fußball-EM startet jetzt Mobile TV in Österreich.
Anbieter ist Media Broadcast (Teil der französischen Gruppe TDF) gemeinsam mit den Betreibern Hutchison und One. Zur Euro sollen in den vier Spielorten Wien, Innsbruck, Klagenfurt und Salzburg 15 Fernsehprogramme und vier Radiosender zu empfangen sein. Bis Jahresende will Media Broadcast dann 55 Prozent der Bevölkerung mit Programmen unter dem Standard DVB-H erreichen. Ob damit das Match schon entschieden ist, ist offen: Die anderen österreichischen Mobilfunk-Betreiber Mobilkom und T-Mobile sind nicht mit an Board und international gibt es durchaus auch andere technische Formate, selbst in der EU ist die Richtung noch nicht klar festgelegt.
Und wie sieht es mit Videos auf Websites aus? Siemens verteidigte eben erst die Position als weltweit beste Konzern-Website, gerade weil sich auf der eigenen Internet-Präsenz sehr viel bewegt. Auch auf der österreichischen Siemens-Website sind einige Videos zu finden.
Bei den Websites österreichischer Medien tummeln sich ebenso da und dort laufende Bilder. Das ist dank des Angebots von APA-Video releativ leicht zu realisieren. Einige Medienhäuser produzieren auch selbst Videos, wie etwa die Kleine Zeitung mit der Society-Sendung Leute TV.
Bei den eigenen Beiträgen dominieren oft regionale Themen. Für Vorarlberg Online sind etwa eigene Mobile Journalists im Ländle unterwegs. Schneller als jede Fernsehstation kann man so kurze Beiträge aus der Region ins Netz schicken.
Anders die Strategie bei TV Media: Dort besprechen Redakteure die neuen Filme und streuen dabei auch kurze Film-Ausschnitte ein. Nett, aber sieht man sich das nicht doch lieber im Fernsehen an?
Überhaupt ist die Frage: Wie wird all das angenommen? Hans-Jürgen Jakobs, Chefredakteur bei Sueddeutsche.de, relativiert im aktuellen deutschen Horizont den Hype um Bewegtbilder: „Videos erzielen im Vergleich zu Artikeln und gut gemachten Bildergalerien nur einen Bruchteil des Traffics.“ Auch für Dirk Specht, Leiter der Elektronischen Medien der FAZ, bleiben Bewegtbilder noch eine ganze Weile ein Beobachtungsfeld. Ebenfalls im Horizont vom 23. Mai 2008 sagt er: „Die Herausforderung besteht in der Schaffung neuer und mediengerechter Formate, die Text, Interaktion und Bewegtbild kombinieren. Zweitverwertungen von Bewegtbildinhalten aus dem TV-Umfeld decken das nicht ab.“
Und wie sieht die Situation in Österreich aus? Barbara Ebner, Geschäftsführerin von Kleine Online, sagt im Horizont-Special zum ADGAR: „Das Internet ist kein Lean-Back-Medium. Da will ich keine zehnminütige Nachrichtensendung anschauen.“ Und Susanne Obermayer, Geschäftsführerin von Krone Multimedia, stößt dort ins selbe Horn: „Man sollte sich die Vorteile und nicht die Nachteile des Fernsehens ins Internet holen. Der User will aus einzelnen Beiträgen wählen können.“
Was werden also die Inhalte sein, die wir uns künftig gerne am Laptop-Monitor oder am Handy ansehen: Nachrichten als kurze Information-Bits, Ein-Minuten-Folgen von Soaps oder doch ganze Fußball-Matches?
Nachtrag:
T-Mobile kündigt an, jetzt mit dem qualitativ besseren DVB-T zu starten. Mobilkom ist kurzfristig doch bei DVB-H dabei.