PR in Zeiten der Krise – Studie des PRVA

Der Public Relations Verband Austria (PRVA) befragte online PR-Profis  aus Unternehmen und Agenturen zu Krise & Kommunikation. Mehr als 90 Prozent der Teilnehmer gehen davon aus, dass der Höhepunkt der Krise in Österreich erst kommt. Und mehr als die Hälfte  glaubt, dass die Krise noch bis zu drei Jahre dauern wird. Bei den Ergebnis-Details fällt auf: Die Auftragnehmer (PR-Agenturen) sind bei beiden Fragen etwas optimistischer als die Auftraggeber (Unternehmen).
Rund die Hälfte der Befragten fühlt sich von der Krise nur „etwas betroffen“. Und ebenso nehmen die Hälfte der Auftraggeber wie Auftragnehmer an, dass PR in der aktuellen Krise an Bedeutung gewinnen wird. Als wichtigste Gründe werden genannt: Verbesserung der Kommunikation und „Krisen PR wichtig“.
Der PRVA nutzte die Befragung auch gleich für einen Blick auf die wichtigsten Themen der Branche heute und morgen. Als wichtigste Bereiche werden derzeit eingeschätzt: Unternehmenskommunikation (60,8 %), Interne Kommunikation & Change Management (34,6 %), Krisenkommunikation (32 %) und Marketing/Marken und Consumer PR (32 %). In drei Jahren soll dieses Bild aber anders aussehen: Unternehmenskommunikation liegt nach wie vor an der Spitze (60,1 %). Danach folgen aber Marketing/Marken und Consumer PR (45,8 %) und Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility (42,5 %).
Änderungen werden auch bei den Instrumenten erwartet: Als die drei wichtigsten Tools gelten heute Medienarbeit für Print-Medien, Face-to-face-Kommunikation und Online-Kommunikation. In drei Jahren schiebt sich die Online-Kommunikation an die erste Stelle, gefolgt von Face-to-face-Kommunikation und Medienarbeit für Online-Medien.
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PRVA

CSR-Kosmetik

Das Thema Corporate Social Responsibility ist auch beim Fachverband Werbung und Marktkommunikation gelandet. Mit öffentlicher Unterstützung wurde jetzt ein „Leitfaden für Unternehmen mit Verantwortung“ entwickelt – übrigens einer von insgesamt zehn branchenspezifischen Ausgaben, mit denen das Thema „nun auch den kleineren Betrieben so richtig schmackhaft gemacht werden“ soll, wie es auf der dazugehörigen Plattform www.csrleitfaden.at heißt.
Viele nette, unverbindliche Worte stimmen mich wenig optimistisch. Und wie heißt es im Leitfaden so schön: „Überlegen Sie sich – gemeinsam mit Ihren MitarbeiterInnen – entsprechende Maßnahmen, die machbar und finanzierbar sind und zu Ihrem Unternehmen passen.“ Ein bisschen Kosmetik und schon kann man sich den CSR-Orden umhängen.
Im Falter war letztens ein Interview mit dem Menschenrechts-Aktivisten Jeff Ballinger zu lesen, der in den Neunzigern die Arbeitsbedingungen in den asiatischen Fabriken aufdeckte (lange bevor Naomi Klein „No Logo“ veröffentlichte). Darin beschreibt er eine simple Idee für Nike: „Wenn jeder Arbeiter für jedes Paar Schuhe 75 Cent mehr bekommt, wäre das Problem gelöst. Doch das würde 210 Millionen Dollar kosten. Stattdessen zahlt Nike 15 Millionen Dollar für seine CSR-Abteilung. Das löst das Public-Relations-Problem auch.“

Corporate Social Responsibility: Worte reichen nicht

Corporate Social Responsibility – so viel wird davon geredet. Und was passiert in der Praxis? Der Unfall in einer Textilfabrik in Bangladesch zeigt, wie sehr das Thema uns betrifft: Was weit weg günstig und zu unfairen Bedingungen produziert wird, liegt häufig wenig später in unseren Kleiderkästen.
Vor zwei Jahren im April stürzte eine Fabrik in der Stadt Savar ein, weil Sicherheitsvorkehrungen und Bauvorschriften nicht eingehalten wurden, – 64 ArbeiterInnen starben. Nach langen Verhandlungen wurde im April 2007 mit Zahlungen aus dem Entschädigungsfonds an die Opfer begonnen. Hauptinitiator des Entschädigungsfonds ist das spanische Unternehmen Inditex/Zara, das 2.238 Euro an den Fond überwiesen hat. Insgesamt stellt Inditex/Zara 44.750 Euro für die Entschädigung der Opfer zur Verfügung. Neben Inditex/Zara kündigten KarstadtQuelle (Deutschland), New Wave Group (Schweden), Scapino (Holland) und Solo Invest (Frankreich) eine finanzielle Beteiligung an dem Fonds an. Um die ArbeiterInnen für ihren ausfallenden Lohn angemessen entschädigen zu können, sollen in den Fonds insgesamt 533.323 Euro eingezahlt werden.
Nicht alle Unternehmen, die von der Fabrik Produkte bezogen haben, sind bereit, für die Entschädigung der Opfer aufzukommen. Carrefour (Frankreich), Cotton Group (Belgien), New Yorker, Steilmann, Kirsten Mode und Bluhmod (Deutschland) weigern sich weiterhin, Entschädigungszahlungen zu leisten.
Link: Unterstützungs-Email für die Anliegen der ArbeiterInnen

Wie Corporate Social Responsibility an Bedeutung gewinnen kann

Für 63 % der Konsumenten ist das ethische Verhalten eines Unternehmens ein wesentlicher Faktor. Das ergibt eine aktuelle Umfrage des Integral-Instituts im Auftrag von Henkel .

Ich wünsche mir, dass dieser Anteil noch weiter zunimmt, damit Corporate Social Responsibility (CSR) nicht nur ein leeres Schlagwort bleibt, sondern auch gelebt wird. Denn nur, was den Konsumenten ein echtes Anliegen ist, wird von den Unternehmen auch vorangetrieben – so wie das Umweltthema vor einigen Jahren.

Menschenunwürdige Produktionsbedingungen in Sweatshops der ärmsten Länder diese Welt sind genau so wenig akzeptabel wie ein planloser Umgang mit unseren Ressourcen. Das Umweltthema ist ziemlich aus der öffentlichen Kommunikation verschwunden – und hat doch seinen Stellenwert bei den Konsumenten behalten: 83 Prozent der Befragten von Integral sagen, dass ökologische Prinzipien zukünftig weiterhin bedeutsam sind. In den Augen der Konsumenten ist dieses Kriterium genauso wichtig wie eine hohe Produktqualität (84 Prozent).