Ex-Googler starten mit neuer Suchmaschine Cuil

Heute startet eine neue Suchmaschine: Cuil (irisch für „Wissen) behauptet von sich selbst, mehr Websites im Index zu haben als jeder anderer Anbieter – zum Beispiel drei Mal so viele wie Google. Die Initiatoren sind die ehemalige Google-Suchmaschinenarchitektin Anna Patterson, Ihr Mann, Stanford-Professor Tom Costello, und einige andere ehemalige Google-Mitarbeiter.

Aber bedeuten mehr Seiten auch bessere Ergebnisse? Im deutschen Sprachraum werden wir mit Cuil vorerst wenig Freude haben: Wien kennt sie noch nicht und für Berlin bringt sie primär Ergebnisse auf Englisch. Die sind dafür aber sehr übersichtlich angeordnet. Bei der Darstellung der Treffer ist Cuil definitiv ein großer Schritt nach vorne.

Cuil rankt nicht auf Basis der Popularität von Websites (wie Google), sondern untersucht den Inhalt, wie gut er die Anfrage trifft. Das klingt nach einer semantischen Suchmaschine, dachte sich auch Rafe Needleman bei cnet.com. Tom Costello sagt dazu: Cuils Suche ist „contextual, we’re trying to understand the real world, not the Web.“

> Mehr dazu:

New York Times

Google wird zehn Jahre – und wie geht’s weiter?

Vor zehn Jahren ging Google an den Start: Die beiden Gründer Sergey Brin und Larry Page hatten eine neue Software entwickelt, mit der große Mengen an elektronischen Dokumenten rasch durchsucht werden konnten und wollten daraus Kapital schlagen. Für ihre neue Suchmaschine wählten sie den Namen Google, abgeleitet von Googol, der Bezeichnung für die Zahl „10 hoch 100“. Die Domain Google.com reservierten sie bereits im Herbst 1997, im September 1998 wurde dann Google Inc. ins Handelsregister eingetragen (genau so wie es sein soll: Zuerst URL sichern, dann Firma anmelden).
Heute liegt die Börsenkapitalisierung von Google über jener von IBM und der Begriff steht an der Spitze der 100 bekanntesten Marken (im aktuellen Marken-Ranking von Millward Brown Optimor liegt Yahoo übrigens auf Platz 62). Google hat in den ersten zehn Jahren ein komplett anderes Verständnis der Wissensökonomie etabliert und einen Medienkonzern gänzlich neuer Art geschaffen, wie die Neue Zürcher Zeitung schreibt: „Google… ist ein Medienunternehmen, das die wichtigsten Positionen, die es in einem solchen Haus üblicherweise zu besetzen gibt – Redaktoren und Anzeigenverkäufer – abgeschafft hat. Google verschenkt Inhalte, die andere erarbeitet haben, und vermittelt die so gewonnene Aufmerksamkeit der Internetnutzer im Rahmen eines vollständig automatisierten Verkaufsprozesses an Inserenten.“
Die Marktmacht von Google macht schon seit Längerem auch Angst (Stichwörter: Googlezon und Googlefalle).  Wie schreibt die Neue Zürcher Zeitung so richtig: „Besser wäre es schon, es gäbe zwei, drei, viele Googles.“ Aber wer weiß, vielleicht bringt Web 3.0 ohnehin komplett andere Suchmaschinen? Das semantische Web verspricht uns Suchmöglichkeiten in einer ganz neuen Qualität, am E-Day der Wirtschaftskammer gab es dazu schon erste konkrete Ergebnisse. Für den PR-Bereich arbeitet die Initiative XPRL.org an der Leeds Metropolitan University an einer eXtensible PR Language. Als ersten Schritt wurden Prozess-Standards für die Medienarbeit entwickelt – gerade in der Medienbeobachtung könnte das ein Riesen-Schritt nach vorne werden.

Semantisches Web made in Austria

Im November 2006 war hier das erste Mal die Rede vom semantischen Web. Was da – zumindest für mich – noch ziemlich nach Zukunftsmusik klang, hat inzwischen konkrete Formen angenommen.
Das österreichische Unternehmen Smart Information Systems und die Wirtschaftskammer entwickeln gemeinsam ebSemantics – eine Plattform zur semantischen Suche im Internet. Beim heutigen eDay der Wirtschaftskammer wurde dazu eine Anwendung präsentiert: Schon bald soll so das bestehende Firmen A – Z der Wirtschaftskammer in einen semantischen Verzeichnisdienst umgewandelt werden. Gerade für KMU eine tolle Sache.
Nächster Schwerpunkt ist der Tourismus und das nicht zufällig. Denn die Fremdenverkehrsgebiete Österreichs zählen bereits jetzt zu den Regionen mit der höchsten Domain-Dichte, war ebenfalls heute am eDay zu hören. Schön, dass der heimische Tourismus das Potenzial vom Web realisiert hat.
Interessant auch die präsentierte Plattform eSolda: ein Webshop auf der Basis von semantischen Technologien. Ein Smart Assistant übernimmt hier die Produktberatung, die künftig jener im Fachhandel um nichts nachstehen soll. Anhand einiger technischer Produkte bereits zu testen.
Dabei wird nicht wie in herkömmlichen Suchmaschinen nach Keywords gesucht, mit langen Link-Lists als Ergebnis. Bei dieser semantischen Suche werden die Wünsche der Benutzer in einem interaktiven Beratungsdialog erhoben und schrittweise der Produkt-Kreis eingegrenzt – bis zur richtigen Entscheidung.
Kann es sein, dass wir uns bald von der Suche mit Schlagwörtern verabschieden? Weil das Web anhand intelligenter Technologien demnächst mit einem ganz anderen Vorgehen versteht, was wir meinen? Vielleicht wird die Suche einfacher, der Aufwand davor wahrscheinlich nicht wirklich. Nach jeder Menge Arbeit klingt auf jeden Fall die Erstellung der Ontologien bzw. Schemen und Kriterien, die miteinander verknüpft werden müssen, damit das semantische Web erst funktionieren kann.