Was sich Journalisten wünschen

Marketagent hat zum vierten Mal Journalisten aus Österreich über ihr Verhältnis zur Pressearbeit befragt. Laut diesem Journalistenbarometer sind für 82 Prozent der Redakteure in der Zusammenarbeit mit Unternehmen Seriosität und Glaubwürdigkeit am wichtigsten, gleich gefolgt von der raschen Reaktion auf Anfragen (81 Prozent). Letzteres führt auch die Hitliste jener Themen an, die künftig noch wichtiger werden.
Am störendsten finden Journalisten leere Worthülsen – für 70 Prozent sind sie das größte Ärgernis. Auf Platz zwei folgt die langsame Reaktion der Unternehmen auf Anfragen (69 Prozent). Hier gibt es auch eine sehr klare zeitliche Vorgabe der Journalisten: 54 Prozent erwarten auf Presseanfragen innerhalb von 12 Stunden eine Antwort.
Das Themen-Ranking führen Neuheiten bzw. die zukünftige Entwicklung in der Branche an (68 Prozent), an zweiter Stelle liegen neue Produkte und Services mit 54 Prozent, Studien folgen mit 39 Prozent an dritter Stelle.
Der typische Journalist erhält pro Tag zwischen 11 und und 30 Pressemeldungen. Sehr vieles davon wandert ungenutzt in den elektronischen Papierkorb: Die Hälfte der Journalisten nutzt nur 15 Prozent der erhaltenen Informationen. Dennoch ist dieser Informations-Weg am beliebtesten: 85 Prozent der Journalisten werden über Unternehmens-News am liebsten mit einer Presseaussendung per E-Mail informiert, 50 Prozent wünschen sich ein persönliches Gespräch und 40 Prozent ein persönliches Telefonat. Andere Angebote wie Presseaussendung per Post oder Fax und Kundenzeitungen sind unerwünscht.
> Mehr dazu:
Journalistenbarometer 2008 von Marketagent

Die Finanzkrise und das Vertrauen

Ist die Finanzkrise bloß eine Vertrauenskrise? Wenn man sich die vielen öffentlichen Stellungnahmen aus Management und Politik ansieht, hat es tatsächlich diesen Anschein.
Völlig konträr dazu ist die Meinung von Joseph Stiglitz, Wirtschaftsnobelpreisträger und Professor an der Columbia University in New York. Im Interview mit dem Falter sagt er: „Was Leute wie US-Finanzminister Henry Paulson oder Notenbankchef Ben Bernanke nicht verstehen, ist die Tatsache, dass es sich um mehr handelt als um eine vorübergehende Vertrauenskrise. Es wurden echte Fehler bei der Kreditvergabe begangen, deren reale Auswirkungen wir zum Beispiel in diesem Überhang am Häusermarkt sehen.“ (Falter 41/08)
Und wenn ich die derzeitigen Werbeaktivitäten des Finanzsektors sehe, frage ich mich, ob dort überhaupt eine Sensibilität zur aktuellen Situation vorhanden ist. Da werden nach wie vor Anzeigen für riskante Finanzprodukte geschalten und kaum ein Institut versucht den aktiven Dialog zu einem Thema, das sie betrifft wie kein anderes in den letzten Jahrzehnten.
Gerade das kann sich als sehr verhängnisvoll erweisen: Wie sollen Bürger und Konsumenten diesen widersprüchlichen Mix einordnen: zwischen Beschwichtigen und Negieren auf der einen Seite und massiven Interventions-Entscheidungen auf der anderen Seite. Offene Kommunikation und klare Botschaften sind in der jetzigen Situation notwendig – und möglich.
> Mehr dazu:
prportal.de: Banken kommunizieren in der Krise zu wenig

Und was sagt die Kommunikationswelt zur Finanzkrise?

Wenn ich derzeit einen Blick auf deutschsprachige Kommunikations-Blogs werfe, habe ich fast den Eindruck, alles wäre Business as Usual. Wir alle wissen wohl nicht so ganz, wie wir die aktuelle Situation einschätzen sollen, aber absolute Stille kann doch nicht die Antwort sein, gerade wo ansonsten immer  proaktives Kommunizieren als oberstes Postulat eingefordert wird. Und kaum ein Thema wirft zur Zeit mehr Fragen auf als die Finanzkrise.
Toni Muzi Falconi, italienischer PR-Berater mit Schwerpunkt Change-Management, schreibt bei PR-Conversations über die aktuelle Krise und sieht für Unternehmen jetzt nur zwei Entscheidungsmöglichkeiten:

  1. Die sichere Karte: Konsolidieren und Investitionen einfrieren. Die richtige Kommunikationsstrategie dazu ist ein Fokus auf das Reputation Management: Investition in das eigene Image, um die vorhandenen Stärken bei den Stakeholdern zu konsolidieren.
  2. Die riskante Karte: Die gegenwärtige Krise nur als Diskontinuität sehen und jetzt erst recht investieren. Die richtige Kommunikationsstrategie dazu ist Relationship Management, um die Stakeholder für eine gemeinsame Reise durch die Diskontinuität zu gewinnen.

Bei beiden Strategien geht es letztlich um den Aufbau von Vertrauen. Kein anderer Begriff wurde in den letzten Tagen im Zusammenhang mit der Finanzkrise so strapaziert. Die vielen leeren Worte dazu waren mir oft zu viel. Ich denke: Zu einem erfolgreichen Ziel führt nur, wenn dieser Begriff nicht bloß als irrationales Konzept begriffen wird.
Ebenso interessant: US-Blog-Consultant Debbie Weil machte einen Rundblick durch die Welt der Corporate Blogs und fragte sich: Wie sollten sie eigentlich auf die Wirtschaftskrise reagieren?
> Mehr dazu:
PR-Conversations: This current crisis – you have only one fiche to play
Medienlese – Sechsmal um den Blog: Sechs Blogs zur Finanzkrise
Debbie Weil: Corporate Blogs on the Economic Crisis
WirtschaftsBlatt: In der Krise bleiben Österreichs Unternehmen lieber stumm
Die Presse: Kann die PR in der Krise helfen?
Nachtrag:
Armin Thurnher schreibt im Falter 42/08: „Die allgemeinen Beschwörungen, nun sei auf dem Markt Vertrauen das höchste Gut, kann man nur mit Misstrauen quittieren. Gerade in Zeiten wie diesen ist nichts wichtiger. Der Fortschritt der Zivilisation wurde nicht durch Vertrauen ermöglicht, sondern durch Zweifel und Skepsis.“

Social Media – neuer Wind für die PR


Social Media stellen das bisherige Verständnis von Kommunikationsarbeit ziemlich auf den Kopf. Vielen fällt es schwer, sich gänzlich von der One-Way-Communication zu verabschieden – und einigen ist überhaupt noch nicht bewusst , was sich da so abzeichnet. Auch in der PR sind viele im Zeitalter von Web 2.0 oder Web 3.0 noch nicht angekommen, zeigte sich zuletzt der Wiener PR-Berater Markus Pirchner überzeugt (Interview bei Semantic Web Company).
Auf der anderen Seite tut sich doch einiges: Da entwickelt ein Team an der Leeds Metropolitan University einen semantischen Standard für Presseaussendungen und Medienbeobachtung (www.xprl.org).
Und es wird eifrig an einem Nachfolger für die klassische Presseaussendung gebastelt: Am 28. Oktober 1906 verschickte die amerikanische Eisenbahngesellschaft “Pennsylvania Railroad” erstmals an eine Lokalzeitung eine derartige Information, ist beim PR-Kloster zu lesen. 100 Jahre danach gibt es einige ernst gemeinte Versuche für eine neue Social Media Release (SMR). Todd Defren werkt seit längerem an einem derartigen Template, Version 1.5 präsentiert er auf seinem Blog PR Squared.
Timo Lommatzsch hat zu diesem Thema jetzt an der FH Hannover seine Bachelor-Arbeit verfasst. Die wichtigsten Inhalte kann man sich bei Social Media PReview als E-Book downloaden.
> Mehr dazu:
Erste Presseinformation 2.0 in Deutschland: Bildungsoffensive 2006
Social Media Group
Naked PR
Nachtrag: Es gibt auch schon Beispiele für den nächsten Schritt: den Social Media Newsroom. Zum Beispiel für das Projekt Wasserbotschater von Volvic.

Warum Werbeagenturen für integrierte Kommunikation plädieren

Die Spendings für klassische Werbung sind rückläufig, war im letzten Beitrag auf K2 zu lesen. Und wie reagieren Kommunikationsdienstleister darauf? Die deutsche Branchenzeitung Horizont schreibt dazu in der letzten Ausgabe vom 5. Juni 2008, dass Agenturen vermehrt neue Pfade zu den Zielgruppen suchen. Die Scholz & Friends Group etwa verdankt nur noch 34 Prozent ihrer Umsätze klassischer Werbung, vor vier Jahren waren es noch 54 Prozent.
Das Schlagwort heißt also wieder mal integrierte Kommunikation. Seit Jahren geistert der Begriff schon durch die Branche und mir fehlt bis heute der Glaube daran. Welche Werbeagentur versteht wirklich schon etwas von Medienarbeit? Und welche PR-Agentur ist wirklich Profi für New-Media-Projekte? Meist wird das Thema ohnehin durch eigene Agenturen oder Units innerhalb einer Gruppe gelöst – und das heißt dann erst recht, dass von unterschiedlichen Teams klar abgegrenzte Projekte realisiert werden. Was mit klingenden Begriffen wie „orchestriert“ und „360 Grad“ beschrieben wird, hält in der Umsetzung oft nicht Stand.
Ich denke, dass das integrierte Denken meist besser beim Kommunikations-Team des Kunden angesiedelt ist: Dort fließen unterschiedliche Wege zu einem gemeinsamen Ziel zusammen. Am anderen Ende sorgen echte Spezialisten dafür, dass das auch professionell geschieht.
Wahrscheinlich verdanken wir diese Integrations-Idee primär findigen Werbeagenturen, die einfach ihr Geschäftsfeld erweitern wollen.

Google wird zehn Jahre – und wie geht’s weiter?

Vor zehn Jahren ging Google an den Start: Die beiden Gründer Sergey Brin und Larry Page hatten eine neue Software entwickelt, mit der große Mengen an elektronischen Dokumenten rasch durchsucht werden konnten und wollten daraus Kapital schlagen. Für ihre neue Suchmaschine wählten sie den Namen Google, abgeleitet von Googol, der Bezeichnung für die Zahl „10 hoch 100“. Die Domain Google.com reservierten sie bereits im Herbst 1997, im September 1998 wurde dann Google Inc. ins Handelsregister eingetragen (genau so wie es sein soll: Zuerst URL sichern, dann Firma anmelden).
Heute liegt die Börsenkapitalisierung von Google über jener von IBM und der Begriff steht an der Spitze der 100 bekanntesten Marken (im aktuellen Marken-Ranking von Millward Brown Optimor liegt Yahoo übrigens auf Platz 62). Google hat in den ersten zehn Jahren ein komplett anderes Verständnis der Wissensökonomie etabliert und einen Medienkonzern gänzlich neuer Art geschaffen, wie die Neue Zürcher Zeitung schreibt: „Google… ist ein Medienunternehmen, das die wichtigsten Positionen, die es in einem solchen Haus üblicherweise zu besetzen gibt – Redaktoren und Anzeigenverkäufer – abgeschafft hat. Google verschenkt Inhalte, die andere erarbeitet haben, und vermittelt die so gewonnene Aufmerksamkeit der Internetnutzer im Rahmen eines vollständig automatisierten Verkaufsprozesses an Inserenten.“
Die Marktmacht von Google macht schon seit Längerem auch Angst (Stichwörter: Googlezon und Googlefalle).  Wie schreibt die Neue Zürcher Zeitung so richtig: „Besser wäre es schon, es gäbe zwei, drei, viele Googles.“ Aber wer weiß, vielleicht bringt Web 3.0 ohnehin komplett andere Suchmaschinen? Das semantische Web verspricht uns Suchmöglichkeiten in einer ganz neuen Qualität, am E-Day der Wirtschaftskammer gab es dazu schon erste konkrete Ergebnisse. Für den PR-Bereich arbeitet die Initiative XPRL.org an der Leeds Metropolitan University an einer eXtensible PR Language. Als ersten Schritt wurden Prozess-Standards für die Medienarbeit entwickelt – gerade in der Medienbeobachtung könnte das ein Riesen-Schritt nach vorne werden.

Wirksame Öffentlichkeitsarbeit beginnt im eigenen Haus

Die interne Kommunikation wird in vielen Unternehmen nach wie vor vernachlässigt. Immer wieder mache ich die Erfahrung, dass es nicht am mangelnden Bewusstsein, sondern an zwei ganz anderen Faktoren liegt: Es fehlt einfach an der Zeit oder am Wissen über das richtige Wie.
Gemeinsam mit drei Kolleginnen biete ich nun ein Paket für genau diese Anliegen an:

  • Wir beraten Unternehmen, wie Maßnahmen der internen Kommunikation richtig auf die Schiene gestellt werden.
  • Unser Team entwickelt Konzepte für interne Medien bis hin zur Mitarbeiterzeitung und übernimmt auch gerne die verlässliche Umsetzung in der Praxis – inkl. Texte und Produktion.
  • Und natürlich sorgen wir auch für das richtige visuelle Outfit.

Unser Team:
Alexandra Kropf(Konzept, Redaktion, Text)
Daniela Pucher (Training, Coaching, Konzept, Redaktion, Text)
Gudrun Puhr (Konzept, Redaktion, Text)
Katrin Pfleger (Grafik, Produktion)
> Mehr dazu:
Claudia Mast / Katja Fiedler. Mitarbeiterzeitschriften im Zeitalter des Intranet.
Ergebnisse einer Umfrage bei Banken und Versicherungen. 2004

EuroBlog: PR-Praxis und -Theorie in Zeiten von Web 2.0

EuroBlog hat sich zu einer guten Plattform für die Web 2.0-Diskussion in der PR etabliert. Vor kurzem fand in Brüssel die dritte Jahreskonferenz statt.
Präsentationen und weitere Infos sind in einem Wiki versammelt. Interessant fand ich besonders 2 Beiträge:
Ansgar Zerfaß von der Universität Leipzig illustriert in seinem Beitrag, wie weit Social Media in Deutschland gegenüber den USA hinterherhinken und zeigt auf, wie dem erfolgreich abgeholfen werden kann.
Liz Bridgen von der University Leicester beschreibt, wie eine PR-Agentur anlässlich eines ersten Projektes den Einsatz von Social Media „on the job“ lernt. Ihre Conclusio: Gute grundsätzliche PR-Skills und hohe Empathie sind notwendig, um im Dialog mit Social Media glaubwürdig & erfolgreich zu sein. Das mag einleuchtend sein, der zweite Faktor ist meiner Meinung nach in der Praxis aber nicht durchgängig umzusetzen: Als selbständige PR-Beraterin kann ich die Empathie mit meinen Kunden und Projekten weit leichter realisieren als Mitarbeiter einer großen PR-Agentur.
> Mehr Information
Beitrag von Markus Pirchner in den PRVA News
Beitrag zum letzten EuroBlog-Kongress in K2, weitere frühere Beiträge zu EuroBlog unter dem Tag Euroblog.

Noch bis zum Christkind gratis: Alles über integrierte Kommunikation

Torsten Schwarz, vor allem bekannt als Experte zum Thema Online-Marketing, und Gabriele Braun, Geschäftsführerin der Marketing Börse, veröffentlichten 2006 den Leitfaden Integrierte Kommunikation. Und weil integrierte Kommunikation mittlerweile kein wirklich neuer Hut mehr ist, gab es als Subline dazu: Wie Web 2.0 das Marketing revolutioniert. 2008 kommt eine neue Auflage heraus, davor gibt es die bisherige als PDF-Gratis-Download, bis zum 24.12.2007.
Mittlerweile behauptet ja schon jeder, integrierte Kommunikation anzuwenden und fast jede Agentur hat dazu ein eigenes Konzept mit griffigem Namen entwickelt, mag das nun heißen „360 Degree“, „100 %“, „Power of One“ oder was auch immer.
Was Theoretikern und Praktikern zum Thema in Summe einfällt, ist in diesem Buch in den drei Abschnitten Grundlagen, aktuelle Trends und Praxisbeispiele versammelt. Gleich zu Beginn steht ein Beitrag von Manfred Bruhn, bekanntester Theoretiker zum Thema. Danach folgen PR-Blogger Klaus Eck und viele andere als Autoren.
Leitfaden Integrierte Kommunikation
Wie Web 2.0 das Marketing revolutioniert
Herausgeber: Torsten Schwarz und Gabriele Braun
324 Seiten, Preis: 24,90 Euro, gebunden, ISBN: 3-00-019271-9, neue Auflage
erscheint im Januar 2008.

Studie zur Online-PR von Unternehmen

Die deutsche Agentur index befragte Unternehmen zu ihren PR-Aktivitäten online und offline, Schwerpunkt waren Firmen im B2B-Bereich.
Die wichtigsten Ergebnisse:
Presseaussendungen werden kaum noch ausschließlich per Post versendet. 1/3 nutzt immerhin noch Post und E-Mail.
Pressemappen werden zu 83 Prozent als Print-Version erstellt.
Bilder werden bevorzugt auf Websites oder als E-Mail-Attachment zur Verfügung gestellt.
Online-Pressekonferenzen werden kaum als günstige Alternative genutzt.
– 90 Prozent der Unternehmen informieren Kunden mittels eines E-Mail-Newsletters.
– 73 Prozent setzen bei der Information der Mitarbeiter auf ein Intranet, 61 Prozent auf einen E-Mail-Newsletter.
– Zwei Drittel der Unternehmen beobachten Online-Foren, immerhin noch 40 Prozent Weblogs. Nur 12 Prozent der Unternehmen beziehen jedoch dort selbst Stellung.
– 90 Prozent der Befragten nutzen Online-Ausgaben von Fachzeitschriften, um sich über relevante Marktthemen zu informieren. Gleich dahinter folgen die Websites von Mitbewerbern und mit 52 Prozent Newsgroups und Foren. Wichtigster technischer Dienst ist der Google Alert, der immerhin von 71 Prozent der Unternehmen genutzt wird.
Die Studie zeigt damit recht klar, dass das Web zu einem zentralen Ort der Meinungsbildung und Information geworden ist.
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