Wahlkampf 2.0 in Österreich

In einer Woche ist (fast) alles zur österreichischen Nationalratswahl entschieden. Wer sich noch rasch informieren möchte, findet hier gute Quellen:
Neuwal Wahlumfragen, Wahlprogramme, Interviews
Politikblogs Links zu allen politischen Blogs in Österreich
Wissenbelastet Alle aktuellen Nachrichtenmeldungen
Wahltotal Bürger stellen per Video Fragen, Politiker antworten
Dieses Mal gibt es hierzulande den ersten richtigen Wahlkampf 2.0. Politiker quer durch das Farbenspiel versuchen sich als Social-Media-Aktivisten mit Blogs, Twitter, Facebook & Co. Nur ich denke: Man glaubt die Ehrenhaftigkeit nicht wirklich, wennn mancher just jetzt aktiv wird (ebenso schnell wird die ganze Begeisterung wohl am Wahlabend wieder verebben).
Für Ghostwriter ergeben sich damit auf jeden Fall völlig neue Aufgaben. Denn das kann mir keiner erzählen, dass wahlkämpfende Politiker Zeit haben, selbst zu twittern, Blog-Einträgge zu verfassen usw.

Social Media – neuer Wind für die PR


Social Media stellen das bisherige Verständnis von Kommunikationsarbeit ziemlich auf den Kopf. Vielen fällt es schwer, sich gänzlich von der One-Way-Communication zu verabschieden – und einigen ist überhaupt noch nicht bewusst , was sich da so abzeichnet. Auch in der PR sind viele im Zeitalter von Web 2.0 oder Web 3.0 noch nicht angekommen, zeigte sich zuletzt der Wiener PR-Berater Markus Pirchner überzeugt (Interview bei Semantic Web Company).
Auf der anderen Seite tut sich doch einiges: Da entwickelt ein Team an der Leeds Metropolitan University einen semantischen Standard für Presseaussendungen und Medienbeobachtung (www.xprl.org).
Und es wird eifrig an einem Nachfolger für die klassische Presseaussendung gebastelt: Am 28. Oktober 1906 verschickte die amerikanische Eisenbahngesellschaft “Pennsylvania Railroad” erstmals an eine Lokalzeitung eine derartige Information, ist beim PR-Kloster zu lesen. 100 Jahre danach gibt es einige ernst gemeinte Versuche für eine neue Social Media Release (SMR). Todd Defren werkt seit längerem an einem derartigen Template, Version 1.5 präsentiert er auf seinem Blog PR Squared.
Timo Lommatzsch hat zu diesem Thema jetzt an der FH Hannover seine Bachelor-Arbeit verfasst. Die wichtigsten Inhalte kann man sich bei Social Media PReview als E-Book downloaden.
> Mehr dazu:
Erste Presseinformation 2.0 in Deutschland: Bildungsoffensive 2006
Social Media Group
Naked PR
Nachtrag: Es gibt auch schon Beispiele für den nächsten Schritt: den Social Media Newsroom. Zum Beispiel für das Projekt Wasserbotschater von Volvic.

Studie: Tags primär hilfreich für das Finden aktueller Inhalte


Blogger und Nutzer von Del.icio.us, Flickr & Mister Wong lieben Tags, viele andere kennen sie noch gar nicht. Letzteres ist zumindest meine persönliche Erfahrung.
Stefanie Panke und Birgit Gaiser haben im Frühjahr 2008 Nutzer des freien Schlagwortens online befragt.
Ihre wichtigsten Ergebnisse:

  • Tags werden vor allem von langjährigen Internet-Nutzern eingesetzt – die meisten nutzen sie seit rund zwölf Monaten. Sehr viele von ihnen schreiben selbst ein Blog.
  • Social Tagging ist auch bei Weblogs am weitesten verbreitet , gleich auf liegen Social-Bookmarking-Dienste wie deli.cio.us und Mister Wong. Dahinter folgen Bilderdienste wie flickr und Kontakt-Netzwerke wie Xing.
  • Viele Funktionen und Begriffe sind auch aktiven Taggern nicht bekannt (Folksonomy, Bundles…).
  • Tag-Clouds werden vor allem zur Erschließung fremder Inhalte oder Ressourcen-Sammlungen verwendet.
  • Die Hälfte der Nutzer trennt nicht strikt zwischen beruflicher und privater Darstellung.
  • Im Schnitt erhält eine Ressource 4 bis 7 Tags.
  • Auch deutsche User verwenden sehr oft englische Begriffe.
  • Ein Problem sind die unterschiedlichen Schreibweisen von Begriffen und die unterschiedlichen Begriffs-Konventionen (Trennung von Tags durch Beistrich oder Leerschritt).
  • Recommended Tags werden von zwei Drittel der Befragten verwendet.
  • Im Tagging-Vokabular dominieren Schlagworte zum Thema und zur Domäne („SocialSoftware“). Häufig werden auch der Medientyp („Tagungspaper“) oder das Genre einer Ressource spezifiziert.
  • Primäres Motiv zum Taggen ist die persönliche Wissensorganisation, die kommikative Seite spielt eine geringere Rolle. Social Tagging wird primär als Recherchemittel und personalisiertes Ablagesystem wahrgenommen.
  • Bestehende Inhalte werden nur selten nachträglich mit neuen Schlagworten versehen. Mit Social Tagging werden also vor allem aktuelle Inhalte leichter gefunden, als dauerhaftes Archiv ist es weniger effektiv. Sinnvoll wäre dhaer eine Weiterentwicklung in Richtung automatisierter Funktionen zum Aufräumen der Ressourcen-Sammlungen.

> Mehr dazu:
Stefanie Panke und Birgit Gaiser. Nutzerperspektiven auf Social Tagging – eine Online-Befragung
Meine Bookmarks bei Mister Wong

Soziale Netzwerke: Sind wir Spinne oder Fliege im Netz?

Ziemlich eigen, wie heute Netzwerk-Freundschaften funktionieren, findet Andrea Maria Dusl in der Standard-Beilage Rondo. Und ich frage mich mit ihr mit: „Sind wir die Spinne oder die kleine Fliege? Haben wir das Netz gewoben, oder kleben wir daran?“
Noch verrückter käme einem das alles „in real life“ (IRL) vor, zeigt das Video „Facebook in Reality„.

Österreicher entdecken Social Networks und YouTube

Der jüngste Austrian Internet Monitor zeigt, dass Österreich im Zeitalter von Web 2.0 angekommen ist. Zumindest zum Teil: Networking-Plattformen werden jetzt von doppelt so vielen genutzt wie noch zu Jahresbeginn 2007 – beim Ranking liegt myspace.com voran, gefolgt von StudiVZ, an dritter Stelle liegen Facebook und Xing.
Auch die Besucher der Videoplattform YouTube.com haben sich seit Anfang 2007 verdoppelt: 44 % der Internet-Nutzer machen von ihr bereits Gebrauch. Ein Drittel der Internetanwender hat schon einen Kommentar auf einer Website hinterlassen. Ledlich zwei Prozent haben allerdings selbst einen Blog-Eintrag verfasst.
> Mehr dazu:
Pressetext.at

EuroBlog: PR-Praxis und -Theorie in Zeiten von Web 2.0

EuroBlog hat sich zu einer guten Plattform für die Web 2.0-Diskussion in der PR etabliert. Vor kurzem fand in Brüssel die dritte Jahreskonferenz statt.
Präsentationen und weitere Infos sind in einem Wiki versammelt. Interessant fand ich besonders 2 Beiträge:
Ansgar Zerfaß von der Universität Leipzig illustriert in seinem Beitrag, wie weit Social Media in Deutschland gegenüber den USA hinterherhinken und zeigt auf, wie dem erfolgreich abgeholfen werden kann.
Liz Bridgen von der University Leicester beschreibt, wie eine PR-Agentur anlässlich eines ersten Projektes den Einsatz von Social Media „on the job“ lernt. Ihre Conclusio: Gute grundsätzliche PR-Skills und hohe Empathie sind notwendig, um im Dialog mit Social Media glaubwürdig & erfolgreich zu sein. Das mag einleuchtend sein, der zweite Faktor ist meiner Meinung nach in der Praxis aber nicht durchgängig umzusetzen: Als selbständige PR-Beraterin kann ich die Empathie mit meinen Kunden und Projekten weit leichter realisieren als Mitarbeiter einer großen PR-Agentur.
> Mehr Information
Beitrag von Markus Pirchner in den PRVA News
Beitrag zum letzten EuroBlog-Kongress in K2, weitere frühere Beiträge zu EuroBlog unter dem Tag Euroblog.

Social Networks: Nutzungsdauer teilt sich auf immer mehr Angebote auf

Dieser Tage schreibt jeder über Social Networks. Das liegt sicher an den Starts von meinVZ und dem deutschen Facebook. Sicher aber auch an der zunehmenden Verbreitung.
Die FAZ schreibt heute: In Deutschland liegt die monatliche Nutzung bei SchülerVZ bei 111 Minuten, dann folgen StudiVZ mit 100 Minuten, Lokalisten mit 63 Minuten, Xing mit 40 Minuten und MySpace mit 31 Minuten (über Themenblog). Die Verweildauer in einem Netzwerk nimmt damit in Deutschland ebenso wie in den USA ab – weil das Angebot einfach vielseitiger wird. Je mehr die gesamte Social Media World wächst, desto mehr diversifiziert sich auch, wo man unterwegs ist.
Und in Wirklichkeit fühle ich mich derzeit mit der Fülle an Angeboten eher überfordert, wo kann und soll man wirklich präsent sein? Das wird sich wohl in der nächsten Zeit bald zeigen.

Web 2.0 – Der Hype in den Medien und was wirklich funktioniert

Robert Basic schrieb dieser Tage über Web 2.0 und die Social Networks und stellt darin fest: Wirklich breite Medien-Präsenz geschafft haben eigentlich nur YouTube und Wikipedia. Das erinnert mich an den Hype um Second Life vor einem Jahr, überall war darüber zu lesen – und dann auf einmal: nichts. Die Blase war geplatzt, die ganze virtuelle Architektur auf Sand gebaut.
Mein Eindruck ist: Über Blogs im allgemeinen und auch über konkrete Beispiele liest man in den klassischen Medien nicht sonderlich viel. Am ehesten noch, dass der Boom schon wieder vorbei sei. Und das widerspricht nun ziemlich meiner eigenen Wahrnehmung in zweierlei Hinsicht.
– Erste Wahrnehmung: Ich habe mir in der letzten Tagen wieder mehr Zeit zum Lesen von Blogs genommen. Und gebe hier zu: Ich versuche, mein Blog regelmäßig mit Input zu versorgen, besuche zwei, drei andere regelmäßig, habe aber nicht immer die Muße für einen ausführlichen Rundblick. Jetzt passte es wieder mal, das absolut objektive 🙂 Blog-Ranking bei marketing-blog.biz bot dafür genug Futter. Vielleicht sind diese sporadischen ausgedehnteren Ausflüge sogar ganz gut, denn der Aha-Effekt war ziemlich stark. Die Blogosphäre hat für mich einen Sprung in Richtung Vielseitigkeit und Professionalität getan.
– Zweite Wahrnehmung: Die Besucherzahlen auf meinem Blog sind seit dem letzten Jahr stark gestiegen. Ziemlich genau im Mai 2007 haben sie sich quasi verdoppelt. Gut, davor waren die drei Business-Blog-Karnevals, vielleicht haben die den Blogs, die dabei waren, wirklich Frequenz gebracht. Aber die Besuche bei K2 sind seither auch nicht mehr zurückgegangen.
Das sind beides rein subjektive Einschätzungen, hinzu kommen aber einige Studien, die ich hier auch schon zitiert habe. Sie zeigen ziemlich eindeutig: Blogs haben sich als interaktives Medium etabliert. Und scheinen trotzdem von den „klassischen“ Medien nicht für voll genommen zu werden. Ob da auch ein Stück Konkurrenz-Neid mitspielt? Auf jeden Fall verfestigt sich bei mir der Eindruck: Worüber die Medien einen Hype inszenieren und echte Trends sind oft zwei komplett verschiedene Paar Schuhe.

Web 2.0 wird deutsch

Knapp jeder zweite Deutsche hat einen Breitband-Zugang und kann damit Web 2.0 erst so richtig nutzen. Und tut das auch zunehmend, wie eine Befragung von TNS Infratest vom November 2007 zeigt: Nur noch 22 Prozent dieser Gruppe lassen das Mitmach-Netz links liegen. 60 Prozent nutzen Blogs, Video-Plattformen & Co bereits passiv, 29 Prozent laden selbst Inhalte ins Internet hoch oder gestalten und verändern sie. Unter den 14- bis 29-Jährigen sind es sogar noch mehr: Jeder Dritte dieser Altersgruppe betätigt sich als „Prosument“.
Die Angebote für diese Gruppe nehmen weiter zu: Facebook startet heute eine deutschsprachige Plattform und studiVZ eröffnet ein neues Portal für alle, die die Studentenzeiten schon hinter sich haben: Unter meinVZ soll weiter lustig gegruschelt werden.
Mehr zum Markt der Social Networks in Deutschland bei Basic Thinking.

Journalisten nutzen neben herkömmlichen PR-Material zunehmend Blogs & Co

Und noch eine Studie zum Recherche-Verhalten bei Medien. Die PR-Agentur Maisberger Whiteoaks befragt dazu jährlich deutsche Journalisten.
Im Vergleich zum Vorjahr wurden bei der Umfrage im November 2007 PR-Informationen insgesamt etwas häufiger genutzt. Mögliche Gründe sind die Qualität der Materialien und die immer knapper werdende Zeit, die für redaktionelle Arbeiten zur Verfügung steht.
Presseinformationen sind demnach weiterhin die beliebteste Quelle, sie werden von 84,8 Prozent der Befragten verwendet. Es folgen Anwenderberichte (38 Prozent), Kompetenzartikel (29,3 Prozent) und Interviewangebote (28,3 Prozent).
Deutlich zungenommen haben andere Informationsquellen: Bereits 12 Prozent der Redaktionen nutzen moderne Recherchequellen wie Blogs und RSS-Feeds. Dieser Anteil hat seit 2005 deutlich zugenommen.