Storytelling – eine Haltung, keine Aktion

Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade “Are we all storytellers?” Storytelling in neuen Kontexten.

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Seit Jahren hören wir von Storytelling, nun wollen es alle tun und sitzen dabei gleich einem doppelten Fehler auf. Denn Storytelling ist weniger eine Marketingaktion, sondern vielmehr eine Haltung. Beim Kommunikationsplan für 2013 rasch noch ein Storytelling-Projekt hinzuzufügen, heißt daher tatsächlich sich von einem Buzzword blenden lassen.

Gute Geschichten berühren am Lagerfeuer wie bei Facebook
Das führt mich zum Zweiten: Wer sich gestern auf Facebook stürzte und heute mit Storytelling das nächste Top-Thema am Horizont heraufziehen sieht, hetzt einem Trend nach dem anderen hinterher und versäumt dabei, Storytelling im Kontext der eigenen Kommunikations-Strategie zu entwickeln. Nur in diesem Setting kann es allerdings seinen Wert ausspielen.
Die Kraft von Geschichten gilt unabhängig momentaner Buzzwords. Wir lieben das Erzählen seit Urzeiten – und damit hat ein gängiger Vorwurf in dieser Hinsicht seine Berechtigung: Ja, Storytelling Ist durchaus alter Wein in neuen Schläuchen. Aber genau das ist der Kern der Sache: Gute Geschichten haben Menschen schon immer unmittelbar berührt. Wir erinnern uns an selbst Erlebtes oder versetzen uns mitten hinein in eine Situation.
Storytelling, das auf den Punkt kommt
Und doch funktioniert das Storytelling von heute anders. Für ausufernde Geschichten bringen wir nur selten die Geduld auf. Wer möchte sich noch wirklich 1001 Geschichten anhören? Erzähltes, das uns heute begeistern soll, kommt direkt zum Punkt. Inmitten all der Reize muss uns ein Inhalt rasch erreichen. Für ein YouTube-Video nehmen wir uns selten mehr als 1 – 2 Minuten Zeit. Auch Statusmeldungen bei Facebook werden lieber in aller Kürze gelesen. Und für einen Tweet liegt die Latte gar nur bei 140 Zeichen.
Auch bei Präsentationen werden wir bald ungeduldig, vor allem wenn uns eine vollgepackte Folie nach der anderen überflutet. Maximal 10 Folien und nicht mehr als 20 Minuten sind daher eine sinnvolle Grenze, vor allem wenn ein Slot auf den anderen folgt. Doch dann, mitten in einem Präsentations-Marathon steigt plötzlich die Aufmerksamkeit: Denn da spricht jemand, der ganz ohne Bullet-Points einfach erzählt: eine Geschichte, die alle in den Bann zieht. Und wenn kurz darauf die aufwendig gestalteten Präsentationen schon wieder vergessen sind, bleibt dieser eine Slot doch in Erinnerung. Gut erzählte Geschichten treffen mitten ins Herz und bleiben dort.

Überraschend anders präsentieren

Summertime bei K2Powerpoint-Präsentationen werden meist ohne Profi-Unterstützung fabriziert: Mit zu viel Text und unpassender Gestaltung sind sie für das Publikum oft eine Qual. Dass es anders geht, zeigt das das Buch „Presentation Zen„, zu dem es auch ein lesenswertes Blog gibt.
Vier Anstöße für bessere Powerpoint-Präsentationen aus dem Buch:
1.
Entscheidend ist, sich genug Zeit für die Vorbereitung zu nehmen. Hier gilt es herauszuarbeiten: Was ist die Kernaussage? Warum gerade das? An welches Detail sollen sich die Zuhörer erinnern?
2.
Eine Präsentation erzählt eine Story. Griffige Beispiele, Geschichten, Unerwartetes, Emotionen helfen, in den Köpfen des Publikums zu bleiben.
3.
Beim Design ist Schlichtheit das Ziel – die meisten Präsentationen sind zu überfrachtet. Auf Nebensächliches und 3D-Effekte verzichten! Entscheidend ist das optimale Verhältnis zwischen Zeichen und Unschärfe (Signal-to-Noise-Ratio): das Verhältnis von relevanten und irrelevanten Informationen. Bei jedem Element ist zu überprüfen: Kann es entfernt werden, ohne die visuelle Kernaussage zu verwässern?
4.
Leerraum macht Folien interessanter, übersichtlicher, aussagekräftiger. Auf vielen Folien sind fünf Wörter genug – so sind die Zuhörer durch das Lesen der Folien nicht vom Vortrag abgelenkt.
Ganz ohne Powerpoint geht es vielleicht noch besser: Mit dem Präsentations-Editor Prezi lassen sich beeindruckende Präsentationen mit Bildern und Videos machen (und mit GANZ WENIG TEXT…).
> Mehr dazu:
Garr Reynolds.
ZEN oder die Kunst der Präsentation. Addison-Wesley 2008

Ganz anders präsentieren

Beim Webben kam ich letztens beim Blog von Presentation Zen vorbei. Das war ein guter Zufall: Denn ich bereite gerade eine größere Präsentation für ein Seminar vor – und suche ohnehin seit längerem nach einem anderen Zugang zum Thema Power-Point-Präsentation. Bisher hatte ich dazu nichts wirklich Brauchbares gefunden, die Ansätze von Garr Reynolds sind dagegen wirklich spannend.
Offensichtlich dürften sie jetzt auch im deutschen Sprachraum populär werden – Trainer Michael Gerharz greift sie in seinem Blog Überzeugend Präsentieren auf und eben ist auch Garrs Buch auf Deutsch erschienen:“ZEN oder die Kunst der Präsentation“. Ich finde es wirklich inspirierend, auch (oder gerade weil) mich Manches momentan zum Widerspruch anregt. Einen Nachteil hat das Buch allerdings: Garr schreibt selbst, dass es Substrat seiner Blog-Beiträge ist und das ist spürbar. Man merkt, dass es nicht nach einem vorangestellten Konzept geschrieben ist (wie er es eigentlich für die Gestaltung von Präsentationen empfiehlt.). Trotzdem: Das Buch sollte man lesen und beherzigen, wenn man beim Thema Präsentieren einen entscheidenden Schritt weiterkommen möchte.
> Mehr dazu:
Seth Godin: Really Bad Powerpoint