Was sich Journalisten wünschen: Pressearbeit ohne Werbe-Overkill

Studien zu den Bedürfnissen von Journalisten lese ich immer besonders aufmerksam. Eben hat die Wochenzeitung Horizont eine Befragung der österreichischen Agenturen Dr. Hansjörg Wachta und GOpro!creative veröffentlicht:

– Pressetexte sind oft zu werblich formuliert (finden 70,3 % der Befragten).

– Die wichtigsten Informations-Quellen für Journalisten sind Presseaussendungen (95,6 %), Internet (92,3 %) und persönliche Kontakte (85,7 %).

– 60 % erhalten pro Tag zwischen 30 und 100 E-Mails.

– 58,2 % wünschen sich Bilder ohne werbliche Motive. Die wichtigsten Störfaktoren sind fehlende Copryright-Angaben, zu große Attachments oder technische Mängel der Fotos.

Warum wir vor lauter Unterbrechungen nicht mehr zum Arbeiten kommen

Blogs, E-Mail und Handy haben sich zu einem echten Killer für konzentriertes Arbeiten entwickelt. Was vor einiger Zeit noch Satire war, beschäftigt heute schon Psychologen und andere Wissenschafter. Ein Beitrag in der Zeit zeigt, dass nicht nur externe Unterbrechungen uns quälen – mindestens ebenso bringen wir uns selbst aus dem Konzept.

Eingebrockt hat uns all das der Computer – und genau er soll uns da wieder raushelfen: Microsoft arbeitet an einem Tool, das E-Mails nach den letzten Aktionen filtert und gerade dann auf den Schirm bringt, wenn der User einen Speicher-Befehl gegeben hat (nachdem Spam-Filter schon alles andere als prächtig funktionieren, sind meine Erwartungen in dieser Richtung bescheiden). Andere plädieren für Calm Computing, die guten alten PostIts, simple Tastatur-Computer, die nur fürs Schreiben taugen (aber nicht fürs E-Mailen), oder für den e-mail-freien Freitag.

Dan Russell, ein Forschungsmanager bei IBM, beendet seine E-Mails mit den Sätzen: »Schließe dich der Slow-E-Mail-Bewegung an! Lies E-Mails nur noch zweimal am Tag! Hol dir deine Lebenszeit zurück und lerne wieder zu träumen!«

PS: Instant Messaging forciert das Problem noch mehr.
-> Dazu ein Beitrag auf meinem Blog.

Warum Sie nach dieser Headline weiterlesen sollten…

Ein guter Text lebt von einer einladenden Headline. Sie ist der Einstieg zum Lesen eines gesamten Beitrags. Das war in Printmedien so – und trifft im Internet um so mehr zu. Dazu drei Beispiele:

1. Ein kurzer Blick in der E-Mail-Inbox auf den Betreff entscheidet über Lesen oder Löschen – der Haupttext wird, wenn überhaupt, erst in einem zweiten Schritt geöffnet.

2. Blogs werden häufig als RSS-Feeds gelesen. Auch hier gilt das selbe Prinzip: Die Headline entscheidet darüber, ob der gesamte Artikel überhaupt aufgerufen wird.

3. Schließlich Websites: Eyetracking-Studien ergeben ein konsistentes Bild. Gescannt wird zunächst die Headline (und nicht etwa Bilder). Auch hier: Eine interessante, spannende Überschrift ist die beste Einladung zum Weiterlesen.

Wie oft wird beklagt, die Sprache im Online-Zeitalter verkümmere. Tatsächlich gibt es für gute Texter mehr zu tun denn je!

Web 3.0. Oder: Am Anfang war das Wort.

Gerade beobachten wir noch die frische New Economy-Blase, die sich um Web 2.0 aufbaut, da ist schon die Rede von Web 3.0: Nach dem Mitmach- kommt jetzt das semantische Netz. Immer leistungsfähigere Computer und neue Technologie werden künftig völlig neue Möglichkeiten schaffen, bedeutungsvolle Inhalte im Internet zu finden.

Suchmaschinen finden heute Millionen von Dokumenten, liefern aber keine direkten Antworten auf Fragen. Das wird sich ändern, schreibt John Markoff in der New York Times: Wer heute nach Hotel-Empfehlungen sucht, muss sich umständlich durch zahlreiche Websites mit langen Kommentar-Listen kämpfen. Ein Web 3.0-System würde sämtliche Anforderungen des Interessenten aufnehmen, dann alle Kommentare abwägen sowie ranken und schließlich genau das richtige Hotel für den jeweiligen Interessenten empfehlen.

Google unterstützt bereits ein Projekt in dieser Richtung an der University of Washington: Das Versuchssystem mit dem Namen Opine extrahiert Informationen von User-Sites mit Produkt-Bewertungen.

Wir bewegen uns von einem Web der vernetzten Dokumente zu einem Web vernetzter Daten – mit Texten und ihren semantischen Inhalten im Mittelpunkt. Blog Carnivals, wie jener erste im deutschsprachigen Raum, mögen auf dem Weg dorthin ein interessanter Zwischenschritt sein.

Wer bloggt denn da in A?

Ein kurzer Rundblick – andere Business Blogs in Österreich:

Commandantina Dusilova Andrea Dusl, Autorin, Regisseurin und Zeichnerin legt hier in diesem „Bureau“ alles ab, was ihre Werkstätte verlässt.

Zuckerwatte Blog von Daniela Terbu zu Netzfundstücken, Social Software+Media, Blogs, eTrends, BestPractice.

virtual bites Blog von Markus Pirchner, der die Online-Agentur Future Bytes führt und beim PRVA sehr aktiv ist – inkl. der recht informativen PRVA-News.

Anders | Denken Hannes Treichl bloggt über Innovationen, Geschäftsmodelle, neue Produkte, Dienstleistungen, Vermarktungs- und Verbesserungsideen.

SEFMADE in Austria Blog von Ingrid J. Bressler für alle, die in Österreich beruflich selbstständig sind.

Issues Management mit Weblogs & Sind A-Blogger Journalisten?

Stefanie Babka schreibt in ihrer Diplomarbeit an der Pforzheim University of Applied Sciences, was Weblogs im Issues Management leisten können. Sie hat dazu 44 Experten in Deutschland, Österreich sowie der Schweiz befragt und folgendes herausgefunden:

– Der Grad der Vernetzung bzw. die Anzahl der Links sind der wichtigste Indikator für die Relevanz eines Issues innerhalb der
Blogosphäre.

– Jeweils rund die Hälfte der Experten meint: Issues bleiben kurz bzw. lange in Blogs haften. Offensichtlich wird die Relevanz von Archiven, wo Themen lange im Internet gefunden werden können, unterschiedlich bewertet.

Reaktion auf negative Behauptungen (seien sie berechtigt oder nicht) eines Bloggers: Ein Großteil der Experten sieht hier eine offene Reaktion „auf gleicher Augenhöhe“ als die richtige Reaktion, verdecktes Agieren wird großteils abgelehnt.

Presseaussendungen an A-Blogger: Jeweils die Hälfte der Experten befürwortet bzw. lehnt dies ab. Die Befürworter argumentieren mit der Multiplikatorfunktion und dem Status als Meinungsmacher, die Gegner mit dem Ethos der Blogger: Um autenthisch zu sein, dürfen Blogs nicht Plattformen zur Verbreitung von Presseinformationen sein, klassische Presseinformationen werden von vielen Bloggern misstrauisch oder gar als Manipulationsversuch aufgenommen.

Dazu ein Zitat: „Pressemeldungen sind keine Kommunikationsform, die der Blogosphäre angemessen ist. In der Blogosphäre geht es um Dialog und direkten Austausch, eine PM ist ein „Send-Only“-Instrument und wird daher von Bloggern nicht geschätzt, sie kann sogar ein Grund sein, Kritik am Unternehmen auf dem eigenen Blog zu veröffentlichen. Ich halte es aber auf jeden Fall für sehr sinnvoll, Kontakte zu relevanten Bloggern zu etablieren. Dies sollte aber in angemessener Form passieren, also entweder mittels Kommentaren auf deren Blogs, oder aber über ein eigenes Firmenblog, mit dem ein deutlich intensiverer und ausgeglichenerer Austausch realisiert werden kann.“

Wertvolle Marken braucht das Land

Ein European Brand Institut ist nun in Wien Hause und lädt zum Start zum „brand symposium06“ mit dem Thema: „Wertvolle Marken braucht das Land.“ Eine beeindruckende Zahl gibt es dazu als Vorab-Statement: „Der Anteil des Markenwertes am gesamten Unternehmenswert beträgt bereits mehr als zwei Drittel, Tendenz steigend.“

Nähere Informationen dazu: brandsymposium.rmg.org

Mitmach-Web?

Web 2.0 sei das „Mitmach-Web“, las ich letztens. Schön geschrieben, aber ein Großteil der User ist da offensichtlich noch nicht angekommen: Bei einer Studie der deutschen PR-Agentur ZPR kannten nur 6 Prozent der Befragten den Begriff – und waren sich oft nicht über die Bedeutung im klaren.

Interessant jedoch: Viele (gerade Jüngere) nutzen die Möglichkeiten Junge von Web 2.0 bereits recht fleißig, ohne allerdings den Begriff zu kennen: 35 % der 16- bis 30-Jährigen lesen regelmäßig Weblogs, 14% betreiben bereits selbst ein Weblog und 42 % sind Mitglied in einer Community.
Und noch ein Befund: Laut Jakob Nielsen werden 90% der Web 2.0-Angebote nur besucht – lediglich 10% hinterlassen auf einem Blog einen Kommentar u. ä. Es wird Zeit, dass wir alle mehr Spuren hinterlassen!