Google – der Spion, den wir lieben

 

Quelle: www.googlefalle.com

So titelt die letzte Ausgabe der Wochenzeitung „Die Zeit“ und bringt damit gut auf den Punkt, dass Google trotz zunehmender kritischer Stimmen (Googlefalle) viele Herzen  noch immer höher schlagen lässt. Dazu präsentiert sich das Unternehmen einfach zu geschickt mit der Prämisse „Don’t be evil“.  Was immer von solchen Floskeln zu halten sein mag  (die natürlich keinerlei langfristige Verbindlichkeit haben), das aktuelle Interview mit Gründer Larry Page in der Zeit zeigt, wie effizient Google an seiner Informationsmacht arbeitet.

Vor diesem Hintergrund ist auch der aktuelle Launch von Googles Handy G1 mit dem eigenen Betriebssystem Android zu sehen. Ob das Handy selbst Gewinne abwerfen wird, ist völlig sekundär. Es muss schlichtweg den Geschmack der Mehrheit der Nutzer treffen, um genügend Marktanteile zu erreichen. Denn primär geht es darum, auch beim mobilen Surfen den Ton anzugeben – und hier die Dominanz nicht an die Betriebssysteme von Nokia, Apple & Co. zu verlieren. Zum Start in Österreich startete T Mobile eine eigene Mobile-Blogging-Plattform – die Idee dazu kam von der Agentur Ambuzzador. Gute Idee, Top-Blogger wie Hannes Treichl sind allerdings nicht dabei.
Ja, Google hat tolle Angebote, für viele gibt es derzeit keine Alternative. Für mich zählen beispielsweise die Google News und die damit verbundenenen E-Mail-Alerts dazu. Gerade dieses Tool hat zuletzt auch Aufregung verursacht: Die Aktie von United Airlines stürzte dramatisch ab, weil bei Google News irrtümlich eine alte Nachricht aus dem Jahr 2002 zu finanziellen Problemen des Unternehmens als aktuelle Meldung übernommen wurde. Das Wirtschaftsmagazin brand eins berichtete im November 2008 darüber. Im selben Monat lief auch ein Beitrag beim NDR-Magazin Zapp. Darin wurde die fehlende Differenzierung zwischen werblichen und rein journalistischen Inhalten bei Google News kritisiert. Der darin zitierte PR-Profi Ulf-Hendrik Schrader hat dazu auf seinem Blog danach eine eigene Stellung bezogen.
Die Zeit ortet bei der Produktpolitik von Google eine klare Tendenz: Neue Angebote zielen primär darauf ab, persönliche Informationen des Nutzers in Erfahrung zu bringen – und ihm dadurch passendere Werbung zu präsentieren, die natürlich zu höheren Preisen verkauft werden kann. Sei es die individuelle Startseite iGoogle oder der Internet-Browser Chrome, der über jede besuchte Web-Seite Informationen an den Konzern sendet. Oder der E-Mail-Dienst Gmail, der die Post seiner Nutzer auswertet, um passende Anzeigen zu platzieren.
In Summe baut sich Google damit eine enorme Informationsmacht auf, die zu einem gefährlichen Monopol werden kann. Bewusst öfters Alternativen einzusetzen (und damit zu fördern) ist notwendig.
> Mehr dazu:
Interview mit Dr. Karl Pall, Countrymanager Google Österreich, bei Online-Marketing-Blog
Zeit.de: Leben ohne Google
Nachtrag: Computerwelt.at zu Handy-Betriebssystemen

Was weiß das Netz über mich?

Digital Reputation Management ist angesagt – spätestens seit immer mehr Personalmanager das Netz durchsuchen, um mehr über BewerberInnen zu erfahren.
Eigene Portale spezialisieren sich auf die Suche nach personenbezogenen Daten, wie zum Beispiel:
www.123people.com
www.yasni.de (Deutschland)
www.zabasearch.com (USA)
Mehr dazu:
„Reputation als Erfolgsfaktor“ (PR-Blogger)
„Exhibitionismus in Social Networks“ (PR-Blogger)
„Vom Ego-Googeln zum Reputionsmanagement“ (Viralmythen)

brand eins über PR: zu Interessen stehen

Den Themen Kommunikation und PR ist die Februar-Ausgabe von brand eins gewidmet. Der Schwerpunkt erfreut zum Intro mit einem Blick in den Papierkorb der Redaktion – da tummeln sich viele abstruse Themen-Angebote . Wie in vielen anderen Medien auch, die darüber immer wieder mal Dampf ablassen.
Das Unangenehme daran: Inmitten dieses ganzen E-Mülls geht so manches brauchbare Thema unter. Einfach, weil man als Journalist genervt ist.  Und mit der Selektion aus dieser Überfülle überfordert ist. Die großen Namen erwischt es dabei natürlich weit seltener als kleinere und unbekanntere Unternehmen. Das und die neue Welt der Social Media machen PR-Arbeit weiterhin recht herausfordernd und spannend.
Gabriele Fischer schreibt im Editorial von brand eins: „Journalisten wollen was rauskriegen, PR-Leute wollen was reindrücken.“ Wolf Lotter widmet unter dem Titel „Propaganda“ genau dem einen ausführlichen Essay.
Darin fordert er die Public Relations dazu auf, sich von hübsch ethisch ausgestalteten Kodices und ihren Ansprüchen nach „Objektivität“, „Authentizität“ und „Wahrhaftigkeit“ zu verabschieden: „Klartext wird gebraucht, also jene PR, die nicht so tut, als sei sie allem und jedem verpflichtet, sondern eine PR, die Interessen klar und deutlich vertritt.“
Denn genau dann erfüllten  sie ein urdemokratisches Prinzip: dem Aushandeln von Interessen.  Und nur genau dann wären Gespräche auch interessant, wenn die unterschiedlichen Interessen deutlich werden. Schließlich gelte auch: „Das Gegenteil von Interesse ist uninteressant.“
Damit widerlegt Lotter allerdings nur den Anspruch nach Objektivität. Das zwar zu Recht – auch in meiner PR-Arbeit ist immer klar, wessen Interessen ich vertrete. Die beiden anderen Postulate  nach Authentizität und Wahrhaftigkeit erachte ich jedoch als essenziell: PR-Arbeit muss immer das Selbstverständnis des Unternehmens widerspiegeln und Kommuniziertes muss wahr sein – alles andere führt auf die Dauer zu keinem erfolgreichen Ergebnis.
Dafür ist der Beitrag über die Kommunikations-Probleme der Fluglinie Quantas in der Februar-Ausgabe von brand eins das beste Beispiel.
> Mehr dazu:
brand eins Feber 2009

How Web 2 are you?

„How Web 2 are you?“, fragt Quizible. Anhand von Ausschnitten aus  Logos und Symbolen kann man testen, wie sehr man in der neuen Welt des Internets bereits zu Hause ist.
Mein Score waren gerade mal 9 von 34 möglichen Punkten. Dabei war ich zuerst recht begeistert, weil ich gleich zu Beginn der 2. Zeile das Rollyo-Logo erkannt habe.  Mit der Schadenfreude aber noch warten und erst einmal selber versuchen! Denn bei der Auswahl der Symbole dürfte es einfacher sein, alle Punkte zu machen, wenn man in New York  und nicht in Wien wohnt.

Die Kronen Zeitung und ihre fleißigsten Leserbrief-Schreiber

Top Schreiber von Leserbriefen in der Kronen Zeitung 2008. Quelle: Blog Wissen belastet, Max Kossatz.

Allerortens wird über Bürger-Journalismus diskutiert. Die größte Zeitung Österreichs hat dieses Thema auf ganz eigene Weise gelöst: In der Rubrik „Das freie Wort. Briefe an den Herausgeber“ veröffentlicht die Kronen Zeitung online die abgedruckten Leserbriefe – mit einigen regelrechten Stars. So bringt es Franz Köfel auf 139 Veröffentlichungen im Jahr 2008 und sein Kollege Franz Weinpolter immerhin auf 137. Das hat Max Kossatz vom Blog Wissen belastet gezählt.
Er hat sich am vergangenen Sonntag noch mehr Arbeit gemacht und auch die Themen sowie die zitierten Personen analysiert. Die ÖVP dominiert demnach durchgängig die Inhalte der Leserbriefe. Eine Grafik zum Themenfluss zeigt das ganz eindeutig. Weitere Details zu den beliebtesten Themen, Schauplätzen und Hauptdarstellern finden sich bei Wissen belastet.
Was mir in dem Zusammenhang auch noch einfällt: Vor einiger Zeit hat sich jemand einmal die Mühe gemacht und die Namen der Leserbrief-Schreiber im Telefonbuch gesucht. Die Ausbeute war äußerst dürftig.

YouTube-Channel steigert Monty Python’s Umsätze

Rechtzeitig vor dem Weihnachtsgeschäft 2008 richtete Monty Python’s auf YouTube einen eigenen Channel ein – primär als Reaktion auf die vielen illegalen Uploads von Sketches. Jetzt berichtet das YouTube-Blog von einem interessanten Ergebnis: Der Verkauf von DVDs von Monty Python’s  erreichte plötzlich Platz 2 auf der „Movies & TV bestsellers list“ bei Amazon und die Umsätze stiegen um 23.000 Prozent.
Marcel Weiss stellt auf Netzwertig.com die rhetorische Frage: „Wäre Monty Python besser damit gefahren, YouTube immer wieder um das Entfernen der Videos anzuhalten und auf keinen Fall Teile des eigenen Produkts kostenlos anzubieten?“
> Mehr dazu:
MonthyPython’s Channel bei YouTube

Oval Office by Ikea

Für österreichische Ministerbüros schon Realität, im neuen Oval Office von Barack Obama aber noch Fantasie:  Möbel von Ikea. Zumindest am Online-Reißbrett kann man aber sein persönliches Oval Office mit Pax, Billy und Himmelbett Hemnes einrichten.
Eine interessante Marketing-Idee zum richtigen Zeitpunkt.
> Mehr dazu:
Ikea Oval Office – Embrace Change
Dazu passt ein Besuch beim First Blogging President. (Dort gibt es allerdings  keine Kommentar-Funktion.)
Jörg Wittkewitz widmet gerade auf seinem Blog digitalpublic.de Obama und seinem neuen Kommunikations-Verständnis  eine eigen Serie.
Und Thomas Hawk verarbeitete die Abschiedsrede von Bush und die Inaugurationsrede von Obama mit dem Tag-Programm Wordle. Das Ergebnis ist zu sehen auf  seinem Blog „Thomas Hawk’s Digital Connection“. Die Keywords lauten da weitgehend ident „nation“, „people“ & Co. Erzählen jetzt beide quasi das Gleiche oder entwirft Obama mit den selben Wörtern eine ganz andere Story? Dazu kann man sich im direkten Vergleich der Reden von Obama und Bush ein eigenes Bild machen.

Studie zeigt, wo Österreichs Studenten im Social Web zu finden sind

Christian Fuchs von der Universität Salzburg befragte Studierende zu ihren liebsten Web 2.0-Locations.
studiVZ liegt demnach unangefochten an der Spitze:  88.3% der Befragten nutzen diese Social Network Site, 39,5 % Facebook, 15.9% MySpace und 9.0% Xing.

Usage of Social Networking Sites, Fuchs, Universität Salzburg

Mehr als die Hälfte der Studenten kennen grundsätzlich die Gefahr der Überwachung. Dazu Studienleiter Fuchs:  „Studierende sind sich sehr bewusst über die massive Sammlung persönlicher Daten auf diesen Plattformen, nutzen diese aber, da die erwarteten kommunikativen Vorteile für die meisten im Vordergrund stehen. Dies bedeutet nicht einen unvorsichtigen Umgang, sondern deutet auf einen strukturellen Mangel an alternativen Plattformen hin. Nichtkommerzielle, nichtgewinnorientierte Plattformen brauchen die Daten der Nutzer nicht für personalisierte Werbung auszuwerten, dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit der Überwachung und des Datenmissbrauches.“
> Mehr dazu:
Fuchs, Christian. Social Networking Sites and the Surveillance Society (Abstract auf Deutsch und Download der englischen Studie)