Websites: Long Neck versus Long Tail

Seit Längerm hat uns die Theorie des Long Tails, also die große Breite an Nischenangeboten im Web, beschäftigt. Nun hat Web-Consultant Gerry McGovern sein neues Buch herausgebracht: „The Stranger’s Long Neck: How to Deliver What Your Customers Really Want Online“. Seine Botschaft ist: Unsere Aufmerksamkeit sollte bei den Top-Tasks einer Website liegen.
Die Besucher einer Website sind oft anonyme Fremde („Strangers“) für uns, dabei sind es echte Menschen, die wir kennen sollten. Genau diese Besucher haben lediglich ein kleines Set an Anliegen, das sie auf einer Website erledigen wollen – und das schnell und einfach.
Laut Gerry McGovern macht dieser Long Neck („Lange Nacken“) 5 % des Contents, aber 25 Prozent der Nachfrage aus. Ihm folgt der Body mit rund 35 % des Contents und rund 55 % der Nachfrage. Zuletzt kommt der Long Tail mit 60 % des Contents, der aber nur 20 % der Nachfrage ausmacht. Dieser „lange Schwanz“ ist das Problem: In dieser Dead Zone sammelt sich laut McGovern viel unnötiger und überholter Content, der vom Kern ablenkt und Gift für die ungeduldigen Besucher  ist, die im Web ohnehin mit einer Überfülle an Informationsangeboten konfrontiert sind.
Meist arbeiten wir im Web nach der Methode  Launch-and-Leave, sinnvoll ist aber das Prinzip eines permanentes Review-and-Remove. Unser Fokus sollten dabei die Tasks unser Besucher sein – und nicht der Content oder die Technologie. Die Kernfrage ist: Wie können wir den Besuchern der Website helfen, die Kernaufgaben rasch und einfach zu erledigen? Komplexe Websites sind dafür echte Hürden, daher ist Minimalismus für McGovern das wichtigste Prinzip. Die zentrale Entscheidung im Web Management sei nicht, welche Inhalte auf eine Site kommen, sondern welche gestrichen werden.
Der Ansatz des Buches ist interessant und im Hinblick auf meine eigenen Web-Erfahrungen großteils stimmig. Was mich bei solch Web-Gurus wie Gerry McGovern oder Jakob Nielsen stört, ist dieser einseitige Fokus auf die inhaltlichen und strukturellen Aspekte, den man ihren eigenen Websites deutlich ansieht. Usability und Inhalte möglich perfekt sein, aber optisch sind sie alles andere als eine Augenweide.
Ganz ehrlich: Ich mag Websites,
auf denen man sich einfach orientieren kann,
die interessante Texte haben UND
die auch gut aussehen.
Und das sehe ich nicht nur als persönliche Vorliebe. Eine gelungene visuelle Gestaltung ist einfach mehr als Nice-to-have. Sie ist im Web mein Schaufenster, mit dem ich meine Professionalität unterstreiche, meine Leistungen attraktiv darstelle und das Zurechtfinden für Besucher erleichtere.
Mehr dazu:
Website von Gerry McGovern zu: „The Stranger’s Long Neck: How to Deliver What Your Customers Really Want Online“

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