Studie: Tags primär hilfreich für das Finden aktueller Inhalte


Blogger und Nutzer von Del.icio.us, Flickr & Mister Wong lieben Tags, viele andere kennen sie noch gar nicht. Letzteres ist zumindest meine persönliche Erfahrung.
Stefanie Panke und Birgit Gaiser haben im Frühjahr 2008 Nutzer des freien Schlagwortens online befragt.
Ihre wichtigsten Ergebnisse:

  • Tags werden vor allem von langjährigen Internet-Nutzern eingesetzt – die meisten nutzen sie seit rund zwölf Monaten. Sehr viele von ihnen schreiben selbst ein Blog.
  • Social Tagging ist auch bei Weblogs am weitesten verbreitet , gleich auf liegen Social-Bookmarking-Dienste wie deli.cio.us und Mister Wong. Dahinter folgen Bilderdienste wie flickr und Kontakt-Netzwerke wie Xing.
  • Viele Funktionen und Begriffe sind auch aktiven Taggern nicht bekannt (Folksonomy, Bundles…).
  • Tag-Clouds werden vor allem zur Erschließung fremder Inhalte oder Ressourcen-Sammlungen verwendet.
  • Die Hälfte der Nutzer trennt nicht strikt zwischen beruflicher und privater Darstellung.
  • Im Schnitt erhält eine Ressource 4 bis 7 Tags.
  • Auch deutsche User verwenden sehr oft englische Begriffe.
  • Ein Problem sind die unterschiedlichen Schreibweisen von Begriffen und die unterschiedlichen Begriffs-Konventionen (Trennung von Tags durch Beistrich oder Leerschritt).
  • Recommended Tags werden von zwei Drittel der Befragten verwendet.
  • Im Tagging-Vokabular dominieren Schlagworte zum Thema und zur Domäne („SocialSoftware“). Häufig werden auch der Medientyp („Tagungspaper“) oder das Genre einer Ressource spezifiziert.
  • Primäres Motiv zum Taggen ist die persönliche Wissensorganisation, die kommikative Seite spielt eine geringere Rolle. Social Tagging wird primär als Recherchemittel und personalisiertes Ablagesystem wahrgenommen.
  • Bestehende Inhalte werden nur selten nachträglich mit neuen Schlagworten versehen. Mit Social Tagging werden also vor allem aktuelle Inhalte leichter gefunden, als dauerhaftes Archiv ist es weniger effektiv. Sinnvoll wäre dhaer eine Weiterentwicklung in Richtung automatisierter Funktionen zum Aufräumen der Ressourcen-Sammlungen.

> Mehr dazu:
Stefanie Panke und Birgit Gaiser. Nutzerperspektiven auf Social Tagging – eine Online-Befragung
Meine Bookmarks bei Mister Wong

Das deutschsprachige Web unterm Mikroskop

Webmasterpro nimmt deutschsprachige Websites unter die Lupe – die Plattform untersucht 100.000 Internet-Auftritte zu Browser-Marktanteilen, Auflösungen, Betriebssysteme und Suchmaschinen-Reichweiten.
Wer einen Blick auf die aktuelle Webanalyse wirft, wird viel Erwartetes finden und auch das eine oder andere spannende Detail, z. B. bei Daten zu Suchanfragen: So kommen nur bei 1 Prozent der Anfragen Anführungszeichen zum Einsatz, um eine exakte Wortfolge zu finden. Auch interessant: Die meisten Sucheingaben bestehen aus 2 Wörtern (39 Prozent), gefolgt von Anfragen mit einem Wort (32 Prozent).

User generated content: Wie gut sind Laien als Journalisten?

Früher bloß Verfasser von Leserbriefen, heute Autor von Web-Kommentaren, Blogs und Social-Media-Portalen – das Profil von Medienkonsumenten hat sich stark gewandelt.
In Zeiten von Web 2.0 wird Nutzerbeteiligung groß geschrieben, die Profis vom Fach sind damit aber nicht rundum glücklich. Das ergibt eine Studie der Universität Münster, die in der Ausgabe 1/2008 der Zeitschrift Message veröffentlicht wurde. Im Zuge der Erhebung wurden 2007 183 Internetredaktionen von Zeitungen, Hörfunk, Fernsehen und reinen Webangeboten befragt.

  • 84 Prozent sagten dabei, dass sie durch die Nutzerbeteiligung bei der Recherche nicht entlastet würden.
  • 27 Prozent meinten gar, dass durch die Nutzerbeteiligung der Personalaufwand deutlich steigen würde.

Positiv sehen die Internet-Redakteure bei den Nutzer-Beiträgen vor allem zwei Faktoren:

  • Die Meinungsvielfalt steigt (95 Prozent Zustimmung).
  • Die Reichweite des Angebots steigt (89 Prozent Zustimmung).

Bei den Leser-Kommentaren wird oft das Thema Zensur relevant. Die Süddeutsche Zeitung etwa lässt seit Ende letzten Jahres an Wochenenden und nachts keine Kommentare mehr zu, nachdem sich unangemessene Einträge gehäuft hatten. Generell werden bei den meisten Medien die Kommentare moderiert, die Regeln dafür sind oft Anlass zu Kritik.
> Nutzerbeteiligung in der Praxis – 3 Beispiele:
Bei der Kleinen Zeitung können Leser-Reporter Bilder einschicken.
Readers Edition ist der größte Feldversuch von Bürger-Journalismus.
Have Your Say heißt die Kommentar-Plattform von BBC.
> Nachtrag:
Der Magazinverlag 8020 Publishing in San Francisco bringt Produkte auf den Markt, deren Content (sowohl Text als auch Bilder) von Lesern bestückt wird, derzeit zum Beispiel das Fotografiemagazin JPG.

Wenn alle Fußball schauen, würdigt keiner einen neuen Buchstaben

Da wird ein neuer Buchstabe aus der Taufe gehoben und ich hätte es fast nicht bemerkt. Zum Glück habe ich bei Textinen-Kollegin Susi Ackstaller vorbeigeschaut. Sie hatte trotz Halbfinale Zeit für einen Blog-Eintrag zum neuen großen ß. Alles im Detail dazu weiß Heise Online.
Und überhaupt war das Fußballspiel Deutschland – Türkei vor dem Fernsehschirm ja eine wenig erfreuliche Angelegenheit: Ein bisschen Donner und schon fällt europaweit das Bild aus. Das kann doch wohl nicht sein, findet sogar das Medienhandbuch.

Internet ist für Europäer wichtiger als TV und Zeitungen

Das Internet ist das einflussreichste Medium für europäische Konsumenten. Es hat einen etwa doppelt so großen Stellenwert wie das zweitwichtigste Medium: das Fernsehen. Gegenüber traditionellen Printmedien ist der Unterscheid sogar noch größer.
Das ist das wichtigste Ergebnis der Studie „Digital Influence Index“. Die PR-Agentur Fleishman-Hillard und der Marktforscher Harris Interactive befragten dazu 5.000 Internetnutzer aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien.
Weitere Inhalte der Studie:

  • Internet-User nutzen je nach konkretem Anliegen unterschiedliche Online-Angebote. Sehr oft Informationen des Anbieters eines Produkts, aber auch Meinungen Dritter in Online-Foren, Blogs oder auf Produktbewertungs-Webseiten.
  • Konsumenten haben immer noch starke Vorbehalte bezüglich der Internetsicherheit und der Vertrauenswürdigkeit von Online-Informationen.
  • Deutsche Verbraucher liegen bei der Informationssuche im Internet klar voran. Mehr als vier von fünf Internetnutzern lesen Wikipedia. Die Wahrscheinlichkeit, einen Wikipediaeintrag zu verfassen oder zu ändern, ist mehr als doppelt so hoch wie in Großbritannien oder Frankreich.

> Mehr Information:
Presseinformation von Fleishman-HIllard

Gut oder gratis VI: Killt Gratiscontent die Meinungs- und Pressefreiheit?

6. und vorerst letzter Teil meiner Serie zu Gratis-Content online und offline, zu den Auswirkungen für Qualität sowie Informationsvielfalt und zu neuen Geschäftsmodellen für Medienunternehmen.

Der Trend hin zum kostenlosen Medienkonsum könnte langfristig gravierende Folgen haben. Message, die internationale Zeitschrift für Journalismus, zeigt, wie dadurch die Werte der Medien- und Pressefreiheit untergraben werden. In der ersten Ausgabe 2008 erschien ein Beitrag der Journalistin Bree Nordenson (ursprünglich veröffentlicht bei Columbia Journalism Review).

Sie beschreibt in ihrem Artikel zunächst, wie explosionsartig sich Zeitungen in den 1970er Jahren entwickelten – sie wurden damit zu einer der attraktivsten Kapitalanlagen und viele Zeitungsverlage notierten schließlich an der Börse.

Nun hat sich die Situation geändert. Viele Mainstream-Medien kürzen bei den Redaktionen, um ihre Gewinnspannen aus der Vergangenheit halten zu können. Es entsteht ein Konflikt zwischen den privaten Medien und ihren öffentlichen Aufgaben, die sie immer weniger erfüllen können, ohne zugleich ihren wirtschaftlichen Eigeninteressen zu schaden.

Nordenson schreibt: „Medienprodukte sind deshalb außergewöhnlich, weil oftmals zwei sehr unterschiedliche Abnehmer für die Vermittlung von Medieninhalt an ihr Publikum bezahlen. Mit anderen Worten: Das Medienunternehmen verkauft erst Produkte an die Leserschaft und dann die Leser an die Anzeigenkunden. Durch das Modell der kostenfreien Inhalte in den meisten Online-Nachrichtenquellen sind die Leser weniger denn je bereit, Abonnementgebühren zu zahlen. Das macht die Presse – gedruckt wie online – noch abhängiger vom Anzeigengeschäft. Das Ergebnis: Oft sind die Medien gezwungen, verstärkt Leser an Anzeigenkunden zu verkaufen anstatt Journalismus an die Leser.“

Für Nordenson gibt es nur einen Ausweg aus dieser Situation: Der Staat muss den Journalismus vor dem Druck des Marktes schützen – und sie stellt dazu einige Förder-Modelle aus europäischen Ländern vor. Ihr Ansatz findet gerade in den USA naturgemäß wenig Befürworter. Das Grundproblem jedoch gilt es in Europa wie in Amerika zu lösen: Wie können Medien trotz Abhängigkeiten von öffentlicher Seite oder wirtschaftlichen Interessen ihre gesellschaftspolitische Aufgabe erfüllen?

Gut oder gratis V: Auflagen von Kaufzeitungen weltweit steigend

5. Teil meiner Serie zu Gratis-Content online und offline, zu den Auswirkungen für Qualität sowie Informationsvielfalt und zu neuen Geschäftsmodellen für Medienunternehmen.
Die verkauften Auflagen von Zeitungen sind im Jahr 2007 weltweit um 2,6 Prozent gestiegen. Das ergibt eine Auswertung der World Association of Newspapers (WAN). Rund um den Globus wurden im Vorjahr täglich 532 Millionen Exemplare verkauft, hinzu kommen nochmals 41 Millionen Exemplare an Gratiszeitungen. In Summe haben 1,7 Milliarden Menschen täglich 573 Millionen Zeitungen gelesen.
Die 321 kostenlosen Zeitungen machen sieben Prozent der Gesamtreichweite aller Zeitungen aus. Die größten Gratiszeitungen der Welt sind laut dieser Aufstellung Leggo (Italien mit 1,95 Millionen Exemplaren), Metro in Großbritannien mit 1,4 Millionen Exemplaren und 20 Minutos in Spanien mit 1 Million Exemplaren.
Die größten Zeitungsmärkte der Welt sind China, Indien, Japan, USA und Deutschland. Die verkauften Auflagen sind in Indien deutlich gestiegen, in den USA allerdings gefallen.
Somit zeigt sich: Die Kontroverse Kauf- versus Gratiszeitung ist im globalen Maßstab (noch) nicht aktuell. Hierzulande allerdings sehr, wie gerade eine Aktion des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ) zeigt. In einer eigenen Studie wurden Nutzungsdaten von Kauf- und Gratis-Medien verglichen. Erwartetes Ergebnis: Gekaufte Zeitungen werden konzentrierter genutzt, genießen eine höhere Glaubwürdigkeit, berichten umfassender usw. Mehr bei der Studie „VÖZ Medienqualitäten 2008„.
> Das nächste Mal: Killt Gratiscontent die Meinungs- und Pressefreiheit?

Gut oder gratis IV: Was die Medien in den USA heute und unsere morgen plagt

4. Teil meiner Serie zu Gratis-Content online und offline, zu den Auswirkungen für Qualität sowie Informationsvielfalt und zu neuen Geschäftsmodellen für Medienunternehmen.
Die Probleme in der Medienwelt sind in Europa wie in den USA ähnlich: Junge Zielgruppen brechen als Zeitungleser immer stärker weg. Die deutsche Kommunikationszeitung Horizont schrieb in der Ausgabe vom vom 2. Mai 2008: In den USA lesen nur noch 19 Prozent der 18- bis 34-Jährigen täglich eine Zeitung, das Durchschnittsalter der Leser liegt bereits bei 55 Jahren.
Ähnlich ist die Situation beim Fernsehen: Sechs Millionen Zuseher gingen den US-Fersehstationen diesen Mai im Vergleich zum Vorjahr verloren, ergaben Nielsen-Zahlen in der New York Times. Klassisches Fersehen ist out, gerade jüngere Zuseher bevorzugen On-Demand-Angebote, die aber die für die Werbewirtschaft wichtigen Einschaltquoten drücken. Internet-TV wird diese Entwicklung weiter verschärfen.
Diese Entwicklung zeigt auch Spuren bei den Journalisten. Bei einer Befragung des American Journalism Review waren sich 43 Prozent der Befragten unsicher, ob sie in fünf Jahren noch als Redakteur arbeiten würden.
Der Druck auf die Branche wird intern heiß diskutiert, etwa beim Kongress von American Society of Newspaper Editors und der Newspaper Association of America. Dort wurde auch ein positiver Aspekt der aktuellen Entwicklung gesehen, ist in einem Beitrag im Horizont vom 15. Mai 2008 zu lesen: „Zeitungshäuser erreichen mittlerweile über ihre verschiedenen Distributionskanäle ein größeres Publikum denn je.“ Das mag stimmen, aber die wirtschaftlichen Probleme der Medien werden dadurch nicht gelöst.
> Das nächste Mal: Auflagen von Kaufzeitungen weltweit steigend

Alternativen zu „Googloo“

Yahoo geht lieber mit Google als mit Microsoft. „Plan G oder Selbstmord aus Angst vor dem Tod?“, fragt sich dazu turi2. Wohin das führen mag, war vor einigen Jahren schon in einem beklemmenden Video zu sehen. Und wie viel die beiden Internetriesen bereits jetzt an Daten sammeln, war bei K2 im April diesen Jahres zu lesen.
Es ist Zeit, das eigene Webverhalten bewusster zu diversifizieren. Ich suche derzeit zum Beispiel öfters auch bei Exalead, eine Suchmaschine französischen Ursprungs mit eigener deutschen Dependance.
Auch interessant: Die Zeitschrift „Computer – Das Magazin für die Praxis“ hat in der Ausgabe 7/08 Suchmaschinen getestet. Bewertet wurden:

  • die Qualität der Treffer zu 10 vorgegebenen Beriffen,
  • das Verhältnis der informativen zu den Werbeergebnissen,
  • die Bedienungsfreundlichkeit
  • und der Umgang mit personenbezogenen Daten.

Testsieger wurde Metager mit der Gesamtnote „sehr gut“ (Note 1,49). An zweiter Stelle folgt Wikia mit „befriedigend“ (3,0) und auf Platz drei Google mit Gesamtnote „ausreichend“ (3,6). Mehr dazu bei SuMa-Blogger.
Eine Zusammenstellung weiterer Links zum Suchen gab es bei K2 vor rund einem Jahr.
Weitere Anregungen sind sehr willkommen!
Nachtrag:
Gerade gefunden: Amnesty Deutschland hat jetzt eine eigene Suchmaschine gestartet: http://www.sucheohnezensur.de liefert Ergebnisse auf der Basis von Metager, aber ohne Google-Input.