Vor einigen Tagen hat Prof. Ansgar Zerfaß die Ergebnisse des European Communications Monitors in Österreich vorgestellt – ein zeitlicher und regionaler Schnitt durch die PR- und Kommunikationslandschaft Europas.
Gerade beim allgemeinen Online-Optimismus ist die Studie auch selbstkritisch mit sich und der Branche. So gehen die Kommunikationsexperten dieses Kontinents konstant davon aus, dass alles rund um das Web rapide wächst, während die klassischen Tugenden wie die Medienarbeit zurückgehen werden. Die Tatsachen sprechen eine andere Sprache: So nahm die Medienarbeit mit Print-Journalisten seit 2007 um 5,2 % zu statt um 9,5 % ab. Und die Bedeutung der Social Media stieg im selben Zeitraum nur um 15,2 % statt der erwarteten 41,4 %.
Mich erinnert das an die Medientage in der letzten Woche: Christopher Sima von United Internet Media war am Online-Day zum Thema „Digitale Markenführung“ auf der Bühne und schraubte die ganze aufgekratzte Social-Media-Stimmung mit einer simplen Beobachtung auf den Boden der Realität zurück: 90 % der Aufmerksamkeit wird heute für Social Media investiert, dabei entfallen auf diesen Bereich nur 5 bis 10 % des Budgets.
Ja, natürlich sind Social Media das Trend-Thema und wer sich heute nicht darauf einstellt, wird morgen keine brauchbare PR leisten können. Aber es ist ebenso wichtig, die klassische Kommunikationsarbeit weiterhin professionell zu betreiben. Über diese Instrumente zu reden ist zwar nicht mehr ganz so spannend, aber in gewissem Ausmaß ebenso wesentlich.
Denn die Hausaufgaben für die PR werden eher anspruchsvoller werden als bisher. Davon geht auch Kommunikationstheoretiker Christian Blümelhuber aus. In der aktuellen Kommunikationszeitung Horizont schreibt er: „PR wird es immer geben… Weichgespülte Lügen werden sofort durchschaut. Die PR muss die Minen entdecken und sich ihnen schnell, unkompliziert und ehrlich stellen.“
Mehr Information:
European Communication Monitor (PDF-Präsentation)
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