Bewegtbilder wurden als einer der Online-Trends des Jahres angekündigt. Rechtzeitig zur Fußball-EM startet jetzt Mobile TV in Österreich.
Anbieter ist Media Broadcast (Teil der französischen Gruppe TDF) gemeinsam mit den Betreibern Hutchison und One. Zur Euro sollen in den vier Spielorten Wien, Innsbruck, Klagenfurt und Salzburg 15 Fernsehprogramme und vier Radiosender zu empfangen sein. Bis Jahresende will Media Broadcast dann 55 Prozent der Bevölkerung mit Programmen unter dem Standard DVB-H erreichen. Ob damit das Match schon entschieden ist, ist offen: Die anderen österreichischen Mobilfunk-Betreiber Mobilkom und T-Mobile sind nicht mit an Board und international gibt es durchaus auch andere technische Formate, selbst in der EU ist die Richtung noch nicht klar festgelegt.
Und wie sieht es mit Videos auf Websites aus? Siemens verteidigte eben erst die Position als weltweit beste Konzern-Website, gerade weil sich auf der eigenen Internet-Präsenz sehr viel bewegt. Auch auf der österreichischen Siemens-Website sind einige Videos zu finden.
Bei den Websites österreichischer Medien tummeln sich ebenso da und dort laufende Bilder. Das ist dank des Angebots von APA-Video releativ leicht zu realisieren. Einige Medienhäuser produzieren auch selbst Videos, wie etwa die Kleine Zeitung mit der Society-Sendung Leute TV.
Bei den eigenen Beiträgen dominieren oft regionale Themen. Für Vorarlberg Online sind etwa eigene Mobile Journalists im Ländle unterwegs. Schneller als jede Fernsehstation kann man so kurze Beiträge aus der Region ins Netz schicken.
Anders die Strategie bei TV Media: Dort besprechen Redakteure die neuen Filme und streuen dabei auch kurze Film-Ausschnitte ein. Nett, aber sieht man sich das nicht doch lieber im Fernsehen an?
Überhaupt ist die Frage: Wie wird all das angenommen? Hans-Jürgen Jakobs, Chefredakteur bei Sueddeutsche.de, relativiert im aktuellen deutschen Horizont den Hype um Bewegtbilder: „Videos erzielen im Vergleich zu Artikeln und gut gemachten Bildergalerien nur einen Bruchteil des Traffics.“ Auch für Dirk Specht, Leiter der Elektronischen Medien der FAZ, bleiben Bewegtbilder noch eine ganze Weile ein Beobachtungsfeld. Ebenfalls im Horizont vom 23. Mai 2008 sagt er: „Die Herausforderung besteht in der Schaffung neuer und mediengerechter Formate, die Text, Interaktion und Bewegtbild kombinieren. Zweitverwertungen von Bewegtbildinhalten aus dem TV-Umfeld decken das nicht ab.“
Und wie sieht die Situation in Österreich aus? Barbara Ebner, Geschäftsführerin von Kleine Online, sagt im Horizont-Special zum ADGAR: „Das Internet ist kein Lean-Back-Medium. Da will ich keine zehnminütige Nachrichtensendung anschauen.“ Und Susanne Obermayer, Geschäftsführerin von Krone Multimedia, stößt dort ins selbe Horn: „Man sollte sich die Vorteile und nicht die Nachteile des Fernsehens ins Internet holen. Der User will aus einzelnen Beiträgen wählen können.“
Was werden also die Inhalte sein, die wir uns künftig gerne am Laptop-Monitor oder am Handy ansehen: Nachrichten als kurze Information-Bits, Ein-Minuten-Folgen von Soaps oder doch ganze Fußball-Matches?
Nachtrag:
T-Mobile kündigt an, jetzt mit dem qualitativ besseren DVB-T zu starten. Mobilkom ist kurzfristig doch bei DVB-H dabei.
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