Die Krone und der Kampagnenjournalismus: nächste Runde

Gerade sorgte die Krone noch durch die EU-Wahl-Kampagne für Hans-Peter Martin für Aufregung, jetzt folgt gleich die doppelte Pröll-Umarmung. Robert Misik sieht das alles gelassen („Opa ist halt etwas eigen“). Zugleich sagt Josef-Kalina, Ex-Redakteur der Krone und früherer SPÖ-Bundesgeschäftsführer, im Interview mit dem Standard: „Als sozialdemokratischer Kommunikationsverantwortlicher steht man vor dem Problem, dass viele Dinge, die nicht in der Krone geschrieben werden, das Wählerpotenzial der eigenen Partei überhaupt nicht erreichen. Die lesen gar keine andere Zeitung.“ Ja, das stimmt und genau diese enorme Reichweite unter den Zeitungen macht die Macht aus, die der Krone zugeschrieben wird.
Andererseits: Wir bilden unsere Meinung nicht nur durch das, was wir in der Zeitung lesen. Andere Massenmedien, Peer-Groups und vieles mehr sind für unsere Einstellungen ebenso verantwortlich. Und der Einfluss der Printmedien nimmt gerade jetzt drastisch ab – nicht umsonst wird allerortens über deren Krise diskutiert. Der Medienkonsum verschiebt sich stark in Richtung Web und bei Jüngeren besonders stark zu Social Media.
Übrigens: Die Krone selbst macht in der heutigen Ausgabe der Krone Bunt einen Rückblick auf eine ihrer ersten erfolgreichen Kampagnen des Jahres 1973 (Mehr Grün für Wien). Was man bei aller Fixiertheit auf den Kampagnenjournalismus der Krone nicht vergessen sollte: Es gibt auch genügend Beispiele, wo er nicht von Erfolg gekrönt wurde. Der Boykott von Wolfgang Schüssel ist eines der jüngsten. Der Krone gelingt es vor allem, einen Meinungstrend zu verstärken, aber weniger gut, gegen den Strom zu schwimmen.
> Mehr dazu:
FS Misik Folge 83
Standard-Interview mit Josef Kalina
ZIB2-Tagebuch von Armin Wolf

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