Der 12. März 1938 war in den vergangenen Tagen in den Medien sehr präsent. Es war gut, dass der Anschluss Österrreichs an Hitler-Deutschland 70 Jahre danach so in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt wurde – und das oft sehr gut aufbereitet und in einen größeren Zusammenhang gestellt.
Auch der ORF widmete sich dem Thema ausführlich. Und woran denken die Programm-Macher des ORF, wenn sie ihren Bildungsauftrag ernstnehmen? Natürlich an einen Club 2. Also durften Mittwoch abend der Schriftsteller Michael Köhlmeier und einige Gäste ausführlich diskutierten. Es ist schön, dass im ORF wieder Platz für solch ein Format ist. Mir hat zum Beispiel gut gefallen, dass Köhlmeier der Zeitzeugin viel Zeit gelassen hat, ihre persönliche Geschichte zu erzählen. Sie war lang – viel zu lang für die stakkato-artigen Statements der derzeit gängigen Gesprächsrunden – aber sie hatte einen schlüssigen Spannungsbogen, der diesen Raum wirklich brauchte.
Zugleich man muss sagen: Sendungen wie der Club 2 verlangen den Zusehern viel Geduld ab. Viele switchen da schnell weiter. Auch ich dachte mir nach einer Weile: Das habe ich wirklich schon oft gehört. Und ich landete auf ZDF bei Kerner. Das passiert mir selten, weil ich seine Moderation nicht wirklich mag. Dieses Mal hatte er allerdings den amerikanischen Lehrer Ron Jones eingeladen, der in den 60er Jahren mit seinen Schülern das Experiment „Die Welle“ gemacht hat. Außerdem waren noch eingeladen: zwei seiner Schüler von damals, einige Jugendliche und der Schauspieler Jürgen Vogel, der in der aktuellen Verfilmung die Hauptrolle spielt.
Der Faschismus und wie er funktioniert, wurde da sehr anschaulich dargestellt. Etwa wie Ron Jones live auf der Bühne ein kleines Experiment startete. Da nahm wohl jeder die Botschaft mit: Die Empfänglichkeit für solche Prozesse ist jedem Menschen ein Stück weit in die Wiege gelegt. Und es gehört Wachsamkeit dazu, solche Entwicklungen rechtzeitig wahrzunehmen und Einhalt zu gebieten. Das war wohl die beste Lehre, die man an diesem Abend ziehen konnte.
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